Emanzipations-Komödie "Joy"
David O. Russell ist einer der prägenden Regisseure der vergangenen Jahre. Nach "American Hustle" oder "Silver Linings" setzt Russell auch in seinem neuen Film "Joy" auf seine etablierte Schauspieler-Riege rund um Jennifer Lawrence und Bradley Cooper. Inspiriert wurde der Film vom Leben der Wischmopp-Erfinderin Joy Mangano.
8. April 2017, 21:58
Bei den diesjährigen Golden Globes ist "Joy" als "Beste Komödie" nominiert.
Mittagsjournal, 28.12.2015
Joy wischt den Dreck auf und sorgt für saubere Verhältnisse. Sprichwörtlich und auch sonst. Die Frau, die durch die Erfindung des Wunder-Wischmopps, den man nicht mehr händisch auswringen muss, am Ende ein Vermögen machen wird, sorgt auch in ihrer Familie dafür, dass wieder alles ins Lot gerät. Selbstbestimmt und zupackend. In diesem Haushalt ist ziemlich viel kaputt oder zumindest angeknackst: Die Wasserleitungen ebenso wie die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern. Alles leckt und ächzt und wartet darauf, von Joy repariert zu werden.
Ein Jahrmarkt der Kuriositäten
Typisch Russel wimmelt es in "Joy" nur so von skurrilen Persönlichkeiten und bizarren Örtlichkeiten: Da ist die Mutter, die den ganzen Tag nur Soap-Operas im Fernsehen schaut, und der geschiedene Vater, der mit Joys Ex-Mann im Hauskeller wohnt. Es gibt dubiose Geschäftsmänner in Cowboyhüten, eine kühl-berechnende Millionärswitwe und einen Schieß-Parcours direkt vor der Firma des Vaters. Russels Filmwelt ist ein Jahrmarkt der Kuriositäten, dicht und aufgeladen.
Ihre Geschäfts-Lektionen lernt Joy auf die harte Tour. Dass etwa Verbündete nicht solche bleiben müssen, sondern ganz schnell zu Gegnern werden können, wird Joy klar, als ihr Vater sie verklagt. Dass sie dennoch loyal zu ihrer Familie bleibt, ist für Regisseur Russel das Kennzeichen einer echten Matriarchin.
Jede ist ihres Glückes Schmied
Ein ums andere Mal türmen sich überlebensgroße Barrieren vor Joys Erfolg auf: Einmal floppt der Verkäufer im Shopping-TV-Kanal, dann gerät Joy an windige Handelspartner, die nichts Gutes im Schilde führen. Das Ganze ist turbulent inszeniert und liebenswert in seiner rasanten Machart. Schade nur, dass das kaufmännische Talent hier die Triebfeder jeder Handlung ist. Der amerikanische Traum, hier aus der Sicht einer kämpferischen Frau erzählt, behält seine klassischen Zutaten: Optimismus, Durchhaltevermögen und Eigeninitiative als Dreifaltigkeit des Erfolgs. Jede ist ihres Glückes Schmied - so eine simple Kurzversion des Films.
Joy gibt sich als verrückte Screwball-Komödie und schwelgerisches Porträt einer kaputten Familie. Eine große Symphonie der Kleinigkeiten, die in ihrer Dichte mitreißt. Im Herzen aber ist der Film auch ein romantisches Do-it-yourself-Epos über eine integre und menschliche Kauffrau, die das Herz stets am richtigen Fleck trägt.