Patrone der Kunst für den Vatikan
Der Kirchenstaat in Rom strotzt nur so vor Kunst. Allerdings reichen die Einnahmen des Vatikans nicht aus, um alle Kunstschätze zu erhalten, sind sie doch geringer als jene der Diözese Köln oder Mailand. Seit Jahrzehnten unterstützen daher private Geldgeber das Zentrum der katholischen Weltkirche. Die wahrscheinlich bedeutendste Spendenorganisation - "Patrons of the Arts" - hat ihren Sitz in den USA.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.4.2016
Aus Rom,
"In jeder historischen Epoche versuchte die Kirche die Schönheit des Glaubens mit der Schönheit der Kunst auszudrücken. Und so besitzt die Kirche jetzt soviel Kunst! Soviel, um die sie sich nicht allein kümmern kann. Deshalb sind wir Ihnen so sehr dankbar! Sie retten auf Ihre Weise Gottes Schöpfung" - Papst Franziskus ist voll des Lobes für die Patrons of the Arts, die Patrone der Kunst. Helfen sie ihm doch Geld zu sparen. Geld, so der Papst aus Argentinien, der den Namen des Heiligen Franz nicht grundlos gewählt hat, das man zunächst einmal für Arme und Bedürftige einsetzen muss.
1982 in den USA gegründet
Zur Rettung, zum Erhalt und zur Pflege der vielen Kunstwerke der Kirche, so Franziskus, könne man ja zum großen Glück auf freiwillige Helfer zurückgreifen. Auf Freiwillige, und wie im Fall der Patrons of the Arts, finanzkräftige Helfer. Die Mäzenatenorganisation wurde 1982 in den USA gegründet. Von Katholiken, die ihrer Kirche bei der Konservierung ihrer immensen Schätze unter die Arme greifen wollen.
"Von einem unschätzbaren Wert"
"Der Papst spricht oft über eine arme Kirche. Das ist auch gut so. Aber sie besitzt nun mal sehr, sehr viel Kunstwerke von unschätzbarem Wert, betont der Generaldirektor der Patrons of the Arts, der Geistliche Mark Haydu: "Deshalb ist es gut, dass wir verschiedene Projekte betreuen. Gerade abgeschlossen haben wir die Restaurierung antiker Sarkophage in den vatikanischen Museen, die Kapelle des Heiligen Lorenz im Gebäude der Heiligen Treppe und einen wertvollen Gobelin aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche hat einfach nicht das Geld, um das alles zu erhalten."
Die Bilanzen sind geheim
Die Patrons of the Arts werben für ihre Arbeit bei finanzkräftigen Gläubigen vor allem in den USA. Auf ihrer Website werden bei der Präsentation von laufenden und abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten auch die Namen der jeweiligen Sponsoren genannt. Über Geld spricht man nicht - jedenfalls nicht konkret, und so sind die Bilanzen der Organisation geheim.
Werben um "Adoptiveltern"
Derzeit werden zehn Projekte finanziert: in den vatikanischen Gärten, in den Museen wie auch in den von Pinturicchio ausgemalten Borgia-Apartments. "Wir betreuen die Projekt komplett: von der Planung bis zum Abschluss einer Restaurierung. Und wir suchen neue Sponsoren, Spender, die bereit sind, zu rettende Kunstwerke zu adoptieren, eine Skulptur, ein Gemälde, ein Fresko und so weiter", erklärt Mark Haydu.
Die Patron of the Arts sind hervorragend organisiert. In den meisten US-Bundesstaaten haben sie Niederlassungen. Jede dieser Niederlassungen versucht Sponsoren anzuwerben. Die werden, so heißt es offiziell, zu den "Adoptiveltern" eines Restaurierungsprojekts.
Die Arizona-Sektion beispielsweise finanziert die Restaurierung frühchristlicher Wandbilder, die Kalifornien-Sektion kümmert sich um uralte asiatische Bronzeskulpturen im ethnologischen Museum des Vatikans. Die Kalifornier haben auch chinesische Bildrollen des 16. Jahrhunderts "adoptiert" und die laufende Fotoausstellung zum Leben der Schweizer Gardisten im Kirchenstaat finanziert. Das schönste Dankeschöne für die "Adoptiveltern" der Patrons of the Art? Ein ganz privater Empfang beim Heiligen Vater.