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Salzburger Festspiele
Der neue "Jedermann"
Obwohl die Salzburger Festspiele erst in einer Woche offiziell eröffnet werden, startet das Programm bereits in den nächsten Tagen mit der "Ouverture spirituelle", den eigentlichen Auftakt macht am Freitag aber der "Jedermann", neu inszeniert von Michael Sturminger mit Tobias Moretti und Stefanie Reinsperger.
12. Mai 2018, 10:36
Mittagsjournal, 20.7.2017
Eva Halus
Buhlschaft: "Ein Bub liebt frech und ohne Art. Ein Mann ist großmütig und zart, hat milde Händ und steten Sinn, und das zieht zu ihm die Frauen hin." Jedermann: "Verlangen, lieben, sterben, sein, und wenn ich alles drum verlier, es ist mein." Sagen Stefanie Reinsperger und Tobias Moretti als Buhlschaft und Jedermann. Wer den Text von Hugo von Hofmannsthal im Ohr hat, der hat die Worte der Buhlschaft wohl erkannt, die Antwort drauf allerdings hat der Autor dem Jedermann nicht in den Mund gelegt.
Tobias Moretti
Moretti geht frei um, nicht nur mit dem Text selbst, sondern auch mit dem Verlauf der Geschichte: Denn sein Jedermann möchte für das Lustschloss und Garten gleich Domplatz und Kirche kaufen und draus etwas ganz Neues machen: "Einen Ort mit überirdischen Dimensionen, dort werden meine Lust und meine Buhle wohnen."
Die neuen Akteure, Kutlurjournal, 20.7.2017
Produktion, so aktuell wie die Titelfigur
Alles weg, das hat auch Regie und Szene geprägt. Entgegen ersten Plänen konnte sich das neu bestellte Ensemble mit dem Regieteam der letzten Jahre, mit Brian Mertes und Julian Crouch, nicht einigen, so dass ungefähr zu Ostern ein neuer Regisseur gesucht und in Michael Sturminger auch gefunden wurde. Sein Anspruch: Eine moderne Produktion zu schaffen, so aktuell wie die Titelfigur.
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"Er ist ein Mensch, der auf seinen Vorteil geht. So, wie unsere Gesellschaft das zu einem großen Prozentsatz auch tut. Er trifft mehr die Mitte der Gesellschaft, als es der Fall war, da das Stück geschrieben wurde. Unser Jedermann ist repräsentativ für den verwöhnten, egoistischen Menschen unserer Zeit", so Sturminger.
Verzicht auf Szenen
Die Regie verzichtet auf viele Szenen, die "Jedermann"- Aufführungen in den letzten Jahren geprägt haben: auf den turbulenten Auftritt der Tischgesellschaft als Zeichen ungebremster Lebensfreude, auch der Teufel kommt ziemlich kleinlaut daher.
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Drei Bogen bestimmen die Bühne, wie eine Verdopplung des Domportals gebaut, im Laufe des Abends erstrahlen sie in verschiedenen Farben: rot beim Auftritt des Teufels, in warmem Gelb, wenn Jedermann gerettet stirbt. Und das passiert ziemlich rasch; denn dank einiger Striche dauert die Aufführung nur 90 Minuten
Musik von Mathias Rüegg
Neu ist auch die Musik von Mathias Rüegg, sie verwendet unter anderem Musik der Klassik und formt draus einen düsteren Totentanz. Dieser Tod ist eine schaurige Figur im dunklen Kapuzenmantel, der Jedermann ins Jenseits küsst. Bleibt nur noch die Frage nach dem Kleid der Buhlschaft: Es ist rosa mit viel Tüll und einer langen Schleppe. Und Radfahren ist für Stefanie Reinsperger im Gegensatz zu den Vorjahren nicht nötig.
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