Blick über die Jedermann-Bühne 2015 am Domplatz

TOURISMUS SALZBURG/GÜNTER BREITEGGER

Salzburger Festspiele

Macht in vielen Facetten

Auch heuer sendet Ö1 wieder zahlreiche und vielfältige Konzerte und Opern live von den Salzburger Festspielen.

"Macht" ist ein vielschichtiger, schier grenzenloser Begriff. Das musikalische Programm der heurigen Festspiele, erstmals von ihrem neuen Intendanten Markus Hinterhäuser zusammen mit Konzertchef Florian Wiegand konzipiert, versteht es meisterlich, die schillernde Vielseitigkeit des Machtbegriffs zu nützen und ein feingesponnenes, ineinander verbundenes Geflecht durch alle Sparten zu weben.

Verknüpft werden dabei Opernstoffe, die in verschiedenster Art um den Begriff Macht kreisen, geistliche Werke, die die Macht des Spirituellen, der Kontemplation und Verklärung bewusst machen, und Kompositionen für kleine und große Formationen, die die Macht haben, den Hörenden in andere Sphären zu heben.

Den Auftakt machen die Konzerte der "Ouverture spirituelle", in deren Mittelpunkt der Begriff der "Verklärung" steht. Gleichsam programmatisch fungiert Olivier Messiaens Werk "La Transfiguration de notre Seigneur Jésus Christ" für Soli, Chor und Orchester. Kent Nagano wird am 22. Juli den Chor und das Orchester des Bayerischen Rundfunks leiten; am Klavier ist Pierre Laurent Aimard (Live in Ö1 ab 19:00 Uhr).

Hagen Quartett & Cuarteto Casals

Messiaens "Visions de l’Amen" für zwei Klaviere lassen Markus Hinterhäuser und Igor Levit auf Joseph Haydns "Sieben letzte Worte unseres Erlösers", gespielt vom Cuarteto Casals, folgen (Ö1, 1.8., 19:30 Uhr). In der Kollegienkirche trifft Alfred Schnittkes mystisches "Konzert für Chor" (Salzburger Bachchor und musicAeterna Choir unter Teodor Currentzis) auf Schostakowitschs 15. Streichquartett, das ein Jahr vor seinem Tod entstanden ist, in der Interpretation des Hagen Quartetts (Ö1, 10.8., 19:30 Uhr).

https://www.instagram.com/p/BVjh98jnzkJ/" style=" color:#c9c8cd; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; font-style:normal; font-weight:normal; line-height:17px; text-decoration:none;" target="_blank">Ein Beitrag geteilt von Cuarteto Casals (@cuartetocasals) am


Gesang der Geister über den Wassern

Alfred Schnittkes Solo-Orgelstücke mit dem Organisten Peter Peinstingl und der Monolog für Viola und Orchester (gespielt von Antoine Tamestit und der Camerata Salzburg) werden die a-cappella Messe für Doppelchor von Frank Martin und Franz Schuberts "Gesang der Geister über den Wassern" gegenübergestellt, und Howard Arman ist mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks zu Gast. Die Camerata Salzburg unter Lorenzo Viotti schließt dieses Programm mit einem Streichquintett-Adagio Bruckners und Arthur Honeggers Zweiten Symphonie ab (Ö1, 8. August, 19:30 Uhr).

Macht der Klänge

Gérard Grisey, mit Spektralmusik und "Macht der Klänge" näher definierter französischer Komponist, steht im Mittelpunkt mehrerer Konzerte unter dem Motto "Zeit mit Grisey", das Klangforum Wien und die fast schon jenseitig anmutenden Tallis Scholars unter Peter Phillips machen eine Konfrontation von Werken Griseys mit einer Totenmesse von Johannes Ockeghem möglich (Ö1, 31.7., 23:03 Uhr).

Rachid Safir und sein Ensemble Solistes XXI widmen sich Griseys "Chants de L’Amour und Messiaens "Cinq Rechants" und singen aus dem Fünften Madrigalbuch von Claudio Monteverdi, dessen 450. Geburtstag heuer zu feiern ist (Ö1, 7.8., 23:03 Uhr).

Der Dirigent Peter Rundel wird mit dem oenm Salzburg neben Grisey Werke von Xenakis, Claude Vivier, Kaija Saariaho und Georg Friedrich Haas vorstellen (Ö1, 4.9., 23:03 Uhr). Mit dem Klangforum Wien steht Grisey ein weiteres Mal im Mittelpunkt, flankiert von Tristan Murail, einem seiner engen Wegbegleiter, der im März seinen 70. Geburtstag gefeiert hat und Giacinto Scelsi (Ö1, 8.8., 23:03 Uhr).

Matthias Goerne & Markus Hinterhäuser

"Zeit für Schostakowitsch" finden wir in seiner 15. Symphonie (Kammerfassung mit Vilde Frang, Nicolas Altstaedt, Alexander Lonquich, Leonhard Schmidinger und Martin Grubinger jun. und sen.). Ihr gegenübergestellt werden Schuberts Notturno (D 897), ein Klaviertrio, das nicht von dieser Welt scheint, und zwei Vokalwerke von Gustav Mahler ("Ich bin der Welt abhandengekommen" und ein Ausschnitt aus dem "Lied von der Erde (Der Abschied)" - beide in der Klavierfassung mit Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser (Ö1, 9.9., 15.05 Uhr).

Fragile Vokalklänge des Impressionismus (z. B. Debussys "Chansons de Bilitis") im Liederabend mit Marianne Crebassa treffen auf Klaviermusik von Erik Satie, Claude Debussy und Fazıl Say, der auch ihr Liedbegleiter ist.

Currentzis dirigiert "La Clemenza di Tito"

"Macht" in verschiedenen Ausprägungen bringen die Opernstoffe, darunter die Macht des souveränen Verzeihens in Mozarts "Clemenza di Tito": Kaiser Titus entsagt der Rache und verzeiht Unverzeihbares. Teodor Currentzis und sein Orchester musicAeterna bringen mit einem gediegenen Sängerensemble (Russell Thomas in der Titelpartie des Titus) in der Regie von Peter Sellars dieses Drama auf die Bühne (Live in Ö1, 27.7., 18.30 Uhr).

Teodor Currentzis

Teodor Currentzis

ASTRID ACKERMANN

Lady Macbeth von Mzensk

Das Gegenteil tritt in Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" zu Tage. Ohnmacht und aufgestaute Emotionen lassen mit aller Gewalt der Macht der Zerstörung freien Lauf. Die unter Einsamkeit und emotionaler Kälte leidende Hauptfigur Katerina übt Rache am Ehemann und ihrem tyrannischen Schwiegervater. Mariss Jansons fungiert erstmals als Operndirigent bei den Festspielen, wo er auf Nina Stemme, Ferruccio Furlanetto, Maxim Paster und Maxim Askenow in stimmgewaltigen Hauptrollen trifft (Ö1, 5.8., 19.30 Uhr).

Anna Netrebko

KIRK EDWARDS

Anna Netrebko

Ricardo Muti leitet "Aida"

Und schließlich Verdis "Aida", die Prinzessin, die sich als Sklavin in den verfeindeten Heerführer verliebt und trotz aller Vernunft nicht gegen die Macht der Liebe ankommt und ihm in den Tod folgt. Anna Netrebko und Francesco Meli singen die Hauptrollen; Riccardo Muti dirigiert nach längerer Pause wieder eine Oper in Salzburg (Ö1, 12.8., 19.30 Uhr).

"Lucrezia Borgia" konzertant

Einer Macht der hemmungslosen Willkür begegnen wir bei Donizetti. "Lucrezia Borgia", die uneheliche Tochter von Papst Alexander VI., in Ferrara in das Machtzentrum der Borgias hineingeboren, wird von ihrem Vater drei Mal politisch motiviert verheiratet. Der Vater degradiert die eigene Tochter zum Machtinstrument. Die Oper folgt der literarischen Vorlage von Victor Hugo, in der Lucrezia als machtgierige Giftmischerin und Ehebrecherin dargestellt wird. In einer konzertanten Aufführung sind in den Hauptrollen Krassimira Stoyanowa, Ildar Abradsakow und Juan Diego Flórez zu hören; das Mozarteumorchester Salzburg spielt unter der Leitung von Marco Armiliato (Ö1, 2.9., 19.30 Uhr).

Mozart-Matineen

Einen fixen Platz in den Ö1 Übertragungen werden wieder die Mozart-Matineen haben: Das Mozarteumorchester Salzburg unter Václav Luks (Ö1, 13.8., 11.03 Uhr) und Constantinos Carydis (Ö1, 20.8.) spielt ausschließlich Werke von Wolfgang Amadeus Mozart. Unter Mirga Grazynite-Tyla, ehemalige Gewinnerin des Nestlé Young Conductors Award, zukünftig Chefdirigentin des City of Birmingham Orchestra, stehen geistliche Werke von Bruckner, Mozart und Schubert auf dem Programm (Ö1, 23.7.)

RSO Wien & Young Conductors Award

Drei Konzerte mit den Anwärter/innen des Young Conductors Award wird die Camerata Salzburg bestreiten (Ö1, 12. und 26.8., 15.05 Uhr). Die Veröffentlichung der Namen und Programme wird mit Neugier erwartet. Der Preisträger des letzten Jahres, Aziz Shokakimov, dirigiert in einem Konzert Werke von Dvorak und Prokofjew (Ö1, 24.8., 19.30 Uhr). Er leitet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, das heuer wieder prominent in Salzburg vertreten ist.

Unter seinem Chefdirigenten Cornelius Meister gibt es ein Programm mit Richard Wagner, Richard Strauss, Claude Vivier und Giacinto Scelsi (Ö1, 18.8., 19.30 Uhr) und in der Kollegienkirche steht unter Matthias Pintscher mit "Les espaces acoustiques" ein weiteres Werk von Gérard Grisey auf dem Programm (Ö1, 28./29.8., 23.03 Uhr).

Wiener Philharmoniker

Was wären die Festspiele ohne Wiener Philharmoniker? Seit 1925 ist das Orchester engstens mit den Salzburger Festspielen verbunden. Der einzigartige Klangkörper, der zu den besten der Welt gezählt wird, feiert heuer sein 175. Jubiläumjahr. Die Wiener Philharmoniker begehen traditionsgemäß Ferragosto mit einem Konzert mit Riccardo Muti (Brahms Zweites Klavierkonzert mit Yefim Bronfman, Tschaikowsky Vierte Symphonie. Live in Ö1, 15.8., 11.03 Uhr).

Herbert Blomstedt, der heuer am 11. Juli 90 Jahre alt geworden ist, hat die "Metamorphosen" von Richard Strauss und Bruckners Siebte Symphonie auf dem Programm - "Macht der Verklärung" pur also.

Text: Gerti Mittermeyer

Service

Salzburger Festspiele - 21. Juli bis 30. August 2017

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