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Henry-Fonda-Schau
Filmmuseum: Horwath zum Abschied
Am 1. Oktober tritt Alexander Horwath nach knapp 16 Jahren als Direktor des Österreichischen Filmmuseums in Wien ab und übergibt an Michael Loebenstein. Horwath, Jahrgang 1964, verabschiedet sich in den kommenden Wochen mit einem umfangreichen Programm und prominenten Gästen wie Todd Haynes und Isabelle Huppert.
10. April 2019, 11:17
Kulturjournal, 29.8.2017 - Alexander Horwaths Rückblick
Kulturjournal, 29.8.2017 - Michael Loebensteins Antrittspläne
Henry Fonda for President
Zum Auftakt des Abschlussprogramms startet am 30. August die letzte große, von Horwath verantwortete Retrospektive, die dem 1982 verstorbenen US-Schauspieler Henry Fonda gewidmet ist. In dessen Figuren spiegelt sich die US-amerikanische Geschichte von der Wirtschaftskrise über den Zweiten Weltkrieg bis hin zur Kennedy-Ära, immer nah an den jeweiligen Befindlichkeiten der Gesellschaft. Fonda verkörperte für die amerikanische Öffentlichkeit so immer stärker das Idealbild eines Präsidenten.
Filmmuseum
Ein zweiter Schwerpunkt widmet sich unter dem Titel "Say hello - Zu Gast im Filmmuseum" fünf herausragenden Filmpersönlichkeiten in Retrospektiven und Filmpräsentationen: Thom Andersen, Todd Haynes, Isabelle Huppert, Apichatpong Weerasethakul und Valeska Grisebach kommen dazu persönlich nach Wien.
Positive Bilanz nach fast 16 Jahren
Horwath, der von 1992 bis 1997 die Viennale geleitet hatte, war seit Jänner 2002 Direktor des Filmmuseums. Zum selbstgewählten Abschied zieht er eine positive persönliche Bilanz: "Ich hätte das Haus nicht verlassen, wenn ich keine sehr befriedigende Bilanz ziehen könnte." Unter anderem gelangen ihm die ökonomische Stabilisierung des Hauses in den ersten Jahren, der Ausbau der Vermittlungs- und Publikationstätigkeit und eine Profilschärfung des Hauses im internationalen Kontext. Als ungelöste Kapitel seiner Arbeit nennt Horwath hingegen den verfehlten Aufbau eines Filmmuseumlabors und die Lösung des allgemeinen Raumproblems.
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Von der Kulturpolitik wünscht sich Horvath einen Paradigmenwechsel in der Haltung zu Kino und Film: "Es ist nicht Aufgabe der Kulturpolitik, einfach nur Standortmarketing zu machen und Tourismuswünsche zu befriedigen." Vielmehr gehe es darum, zu fragen, "was braucht das Kino, was braucht der Film und was brauchen die Menschen, die dafür arbeiten". Berufliche Pläne für die Zeit nach dem Filmmuseum gebe es noch keine: "Ich will ein freier Mensch sein, mich für eine unbestimmte Zeit überraschen lassen."
Loebenstein: Kontinuität statt Palastrevolution
Michael Loebenstein will vor allem Bewährtes fortführen und weiterentwickeln, wie er sagt: "Es wird eine große Kontinuität geben in diesem Haus, das wirklich eine Schule des Sehens ist." In gewohnter Weise wolle er den Fokus auf Filme richten, die den Kinobegriff erweitern, zum Beispiel mit einer Retrospektive des Filmschaffenden und Fotografen Robert Frank, die von einer Fotoausstellung in der Albertina begleitet wird.
Knappe, aber klare Akzente
Also alles wie gehabt? Nicht ganz, meint Loebenstein und spricht von bewusst gesetzten neuen Akzenten in der Programmgestaltung und Kommunikation nach außen. Das immer noch ungelöste Raumproblem wolle er möglichst rasch in Angriff nehmen, vor allem, um die Bibliotheken des Hauses öffentlich zugänglich und benutzbar zu machen. In Zeiten, in denen politische Parteien und Gruppierungen um Stimmen ritterten, rittere er ebenfalls um die Stimmen des Publikums: "Egal, was da auf uns zukommt, wir müssen zusammenhalten und aktiv weiter über die Kinokultur, die wir in diesem Land wollen, reden."
Service
Filmmuseum – Henry Fonda for President, 30. August bist 11. Oktober 2017