Thelonious Monk

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Spielräume Nachtausgabe

Monk, der erste Hipster

Am 10. Oktober hätte dieses Jahr der Komponist und Pianist Thelonious Sphere Monk seinen 100. Geburtstag gefeiert. Mit seinem eigenwilligen Art, Klavier zu spielen und seinen unverwechselbaren Kompositionen gilt Monk als einer der großen Individualisten des Modern Jazz.

Der in Rocky Mount, North Carolina geborene Thelonious Monk zieht als kleines Kind mit seiner Familie nach New York. Monk wird von seiner Mutter in seinen musikalischen Neigungen unterstützt und erhält Klavierunterricht. Im Alter von 13 Jahren hat er einen Talentwettbewerb im Apollo Theater in Harlem so oft gewonnen, dass er von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen wird.

Thelonious Monk wächst in einer musikalisch inspirierenden Umgebung auf. Als frühe Einflüsse gelten Duke Ellington, Fats Waller, Earl Hines und der Stride Pianist James P. Johnson, der in der Nachbarschaft der Familie Monk lebt. Ein New Yorker Auftritt des Klavier-Virtuosen Art Tatum im Jahr 1932 hinterlässt bei dem 15-jährigen Monk einen tiefen Eindruck.

In der Keimzelle des Bebop

Anfang der 1940er Jahre wird Thelonious Monk Hauspianist im Minton´s Playhouse in Harlem. Dieser Club ist Treffpunkt eines losen Verbandes junger Musiker ist, die bei Jam-Sessions nach neuen musikalischen Wegen abseits des Swing-Mainstreams suchten. Neben dem Saxofonisten Charlie Parker, dem Trompeter Dizzy Gillespie, dem Pianisten Bud Powell, dem Gitarristen Charlie Christian und dem Schlagzeuger Kenny Clarke zählt Monk damit zu dem Kreis der Musiker, die später als Keimzelle eines neuen Stils - des Bebop - und damit des Modern Jazz gelten werden.

Ein Beispiel für die vielen Anekdoten, die über Monk erzählt werden: Die Band improvisiert über einen Blues, alle spielen sich die Seele aus dem Leib. Als Thelonious solistisch an der Reihe ist, spielt er nur einen Ton. Charlie Parker ruft lachend: "Crazy Monk, crazy!"

Thelonious Monk, 1949

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Thelonious Monk, 1949

Erstes Album für Blue Note Records

Die sehr eigenwillige Rhythmik, Harmonik und Melodik seiner Kompositionen macht Thelonious Monk zu einem unverwechselbaren Fixstern des Jazzrepertoires. Sein sparsames, genial kauziges Klavierspiel hat vor allem am Beginn von Monks Karriere einige Fans und musikalische Weggefährten verstört. Und mit seiner Vorliebe für ungewöhnliche Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen sowie seinem Ziegenbart ist der hünenhafte Mann aus North Carolina neben dem Dizzy Gillespie auch noch der Prototyp der ersten Hipstergeneration.

Erst 1947, im Alter von 30 Jahren, nimmt Monk sein erstes Album als Bandleader für die aufstrebende Plattenfirma Blue Note Records auf. Seine Partner bei den Aufnahmen der folgenden Jahre sind unter anderen der Vibraphonist Milt Jackson und die Schlagzeuger Art Blakey und Max Roach, sowie die Saxofonisten John Coltrane und Sonny Rollins. Mit einem Vertragsabschluss beim Schallplattenlabel Columbia, für das bereits andere Jazz-Größen wie Miles Davis oder Dave Brubeck aufnehmen, wird Monk 1962 endgültig zu einem international gefeierten Jazz-Star.

Der gefeierte Jazz-Star

Die ersten Quartett-Aufnahmen für Columbia mit Charlie Rouse am Tenorsaxophon, dem Bassisten John Ore und dem Schlagzeuger Frankie Dunlop zählen zu seinen besten Aufnahmen. Monk unternimmt Tourneen nach Europa und Japan. Das "Time"-Magazine zeigt ihn im Februar 1964 auf der Titelseite. Monk komponiert im Lauf seines Lebens nicht mehr als 71 Themen.

Dennoch gilt er als einer der wenigen großen Jazz-Komponisten. Viele seiner Stücke werden wegen ihrer genialen eigenwilligen, oft bizarren Formensprache zu Jazz-Standards. Sie gelten als Paradebeispiele des Modern Jazz, an denen kein bedeutender heutiger Jazzmusiker und Jazzpianist vorbeikommt.

Rückzug von der Bühne

Nach 1970 zieht sich Thelonious Monk aus gesundheitlichen Gründen allmählich von der Bühne zurück. Der introvertierte Musiker mit schizophrenen und autististischen Tendenzen zeigt Anzeichen von Depression und hört nach und nach mit dem Klavierspielen auf. In den letzten Jahren seines Lebens rührt er sein Instrument nicht mehr an und verfällt in Apathie. Seine letzte Aufnahme stammt aus dem Jahr 1971, seinen letzten öffentlichen Auftritt hat er 1976.

Monk wird während seines gesamten Lebens von Frauen in seiner unmittelbaren Umgebung gefördert und umsorgt: anfangs von seiner Mutter, später von seiner Frau Nellie, die in für Monk wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch den Lebensunterhalt der Familie sichert, und zuletzt von der Baroness de Koenigswarter, in deren Villa in New Jersey er ab 1973 zieht. Dort verbringt er mit seiner Frau zurückgezogen seinen Lebensabend. Thelonious Sphere Monk stirbt 1982 nach einem Gehirnschlag.

"Spielräume Nachtausgabe" mit Julia Siedl und Oliver Kent

Ein hochkarätiges Klavierduo diskutiert mit dem Gastgeber Klaus Wienerroither in der "Spielräume Nachtausgabe" über das Phänomen Thelonious Monk und präsentiert diverse Monk-Aufnahmen: Die Pianistin Julia Siedl sowie ihr Tastenkollege Oliver Kent.

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