Kronen Zeitung

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Claus Pándi

Wer die Sprache der "Krone" nicht spricht

Der Innenpolitik-Chef der "Kronen Zeitung", Claus Pándi, spricht im Interview mit Stefan Kappacher über die Gemeinsamkeiten von Sebastian Kurz und Werner Faymann, einen enttäuschten Kanzler und den Balanceakt zwischen Nähe und Distanz.

Politik und Medien stehen in einem einzigen, komplexen Beziehungsgeflecht - besonders in einem so kleinen Land wie Österreich, sagt Claus Pándi, Innenpolitik-Chef der reichweitenstarken "Kronen Zeitung". "Ich glaube, die Beziehung zwischen Journalist und Politiker ist ein permanentes Nähe-Distanz-Spiel." Genährt werde die symbiotische Verbindung von Hoffnungen, Erwartungen, aber letztlich auch von Enttäuschungen.

Claus Pándi

CHRISTIAN ANDERL

Claus Pándi

Die Tauschware Information

Denn das Geben und Nehmen laufe nicht immer reibungslos ab. Zwar besteht zwischen Journalisten und Politikern eine gewisse wechselseitige Abhängigkeit; die einen haben die Reichweite, die anderen die Informationen.

Politiker würden sich von der Nähe aber weitaus mehr erwarten, sagt Pándi. "Ich glaube wir Journalisten wissen sehr gut, dass diese Nähe schon morgen aus welchen Gründen auch immer beendet sein kann. Also wenn ein Politiker sich etwas zu Schulden kommen lässt, wenn ein Politiker ein Versprechen gebrochen hat, hilft es gar nicht und man muss diesen Politiker in einem Kommentar, in einer Geschichte kritisieren. Und beim Politiker herrscht unglaubliche Enttäuschung darüber, und er entzieht einem dann die Nähe."

Liebesentzug durch Erwin Pröll

Ein Großmeister dieses "Spiels" sei der ehemalige Landeshauptmann von Niederösterreich gewesen. "Erwin Pröll (ÖVP, Anm.), der einen sehr gerne mit vertraulichen oder gesteuerten Informationen versorgt hat, hat das so lange getan, bis er aus seiner Sicht enttäuscht worden ist." Es folgte der "Liebesentzug", so Pándi.

Privilegierter Zugang

So weit ist es bei Ex-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) nicht gekommen, enttäuscht war der Bundeskanzler aber dennoch, erzählt Pándi. Pándi und Faymann standen in einem besonderen Verhältnis, immerhin war seine damalige Ehefrau die Pressesprecherin des Politikers. Aus dieser persönlichen Bekanntschaft habe er aber nie ein Geheimnis gemacht. "Ich will das im Nachhinein gar nicht beschönigen", so Pándi. "An manchen Stellen hatte ich einen sicherlich privilegierten Informationszugang, der aber von der Faymann-Seite mit einer nicht erfüllbaren Erwartungshaltung verbunden war und beim damaligen Kanzler sicherlich zu Enttäuschung geführt hat."

Die "Krone" habe für Faymann eine große Bedeutung gehabt, auch für die Sozialdemokratie generell - "weil wir ein ähnliches Publikum haben". so Pándi. Es sei sogar so, dass die innerparteiliche Position von SPÖ-Funktionären zumindest in der Vergangenheit immer eng verbunden mit deren Standing in der "Kronen Zeitung" gewesen sei.

Claus Pándi im Interview mit Stefan Kappacher über sein Verhältnis zu Ex-Kanzler Faymann

Die Sprache des Boulevards

Doch auch ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz misst dem Boulevardblatt entsprechende Bedeutung zu. Claus Pándi erkennt gewisse Parallen zwischen dem neuen Kanzler und seinem Vorvorgänger: "Werner Faymann und Sebastian Kurz sind sich vielleicht ähnlicher, als den beiden lieb ist. Beide können und mögen den Umgang mit Massenmedien. Beiden ist gemeinsam, dass sie eine – ich will nicht sagen einfache – aber verständliche Sprache sprechen."

Unwillkürliche Besserbehandlung

Für Zeitungen, die sich an breites Publikum wenden, seien Politiker, die sich verständlich ausdrücken, "per se sympathischer", sagt Pándi. Mit Kurz habe er ein "unkompliziertes, angenehmes, ein direktes Verhältnis".

"Natürlich ertappt man sich dabei, dass man mit einem Regierungsmitglied, mit dem man eine offene Gesprächsebene findet, dass man den unwillkürlich vielleicht sogar besser behandelt, als einem selbst lieb ist." Dann sei Selbstreflexion angesagt. "Und das dann wieder zurückfahren", sagt Pándi.

Hinter dem Balanceakt zwischen Nähe und Distanz kann laut Pándi auch Kalkül stecken. "Manchmal ist man ja auch bereit, sehenden Auges ein bisschen zu weit zu gehen, in der Erwartung oder im Wissen, dass man dafür Informationen bekommt, die Kollegen anderer Medien nicht bekommen."

Claus Pándi über Sebastian Kurz

"Als Minister nicht brauchbar"

Könne man mit einem Politiker gut reden und zusammenarbeiten, sei man dem gegenüber eben offener eingestellt. Umgekehrt bedeutet das dann aber auch: Wer mit der "Krone" nicht kann, fällt womöglich unter den Tisch. Mit Alois Stöger (SPÖ) habe es de facto gar keine Kommunikation gegeben, erzählt Pándi. "In den wenigen Gesprächen mit ihm habe ich ehrlicherweise nicht verstanden, was er mir eigentlich gesagt hat. Es war auch unübersetzbar. Daher war er für meine Arbeit als Minister nicht brauchbar."

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