Mädchen in Afrika mit Gesichtsbemalung

AP/DENIS FARRELL

Mbaqanga, Kwaito & more

Nelson Mandela und die Musik Südafrikas

Madiba ist 100! Und das muss gefeiert werden. Madiba - das ist der Kosename für den ambitionierten Rechtsanwalt, späteren Inhaftierten und dann vor allem Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela.

Der Name, den Südafrikaner/innen gern verwenden, um sich dem großartigen Kämpfer für die Abschaffung der Apartheid näher zu fühlen. Gefeiert wird in Ö1 in einer "Spielräume - Nachtausgabe" mit einer historischen Rückschau auf vor allem zwei Musikstile Südafrikas: Mbaqanga und Kwaito.

Nelson Mandela

Nelson Mandela, 1990

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Mbaqanga, Kwaito & more

Mbaqanga-Musik führt in die 1960er Jahre. Als American Jazz und Jive mit der zunehmenden Implementierung des unmenschlichen Apartheidsystems in Südafrika von schwarzen Afrikaner/innen kaum mehr gespielt werden konnten, flüchteten Musiker/innen, die gerade berühmt wurden, in die USA. Miriam Makeba und Hugh Masekela gehörten dazu.

In den Townships Soweto und Sophiatown in Johannesburg, in denen die hart arbeitenden Minenarbeiter lebten, entstand unterdessen ein neuer Stil. Der Mbaqanga, dessen Name sich vom täglich nährenden Brei ableitet, nahm verstärkt Zulu-Songtraditionen auf und modernisierte sie mit Jazz und vor allem Jive-Elementen. The groaning bass, ein stöhnender, ächzender Bass, gehörte stets dazu, und die eindringliche, relativ hoch gespielte E-Gitarre, die zur African Guitar wurde.

Mahotella Queens

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Mahotella Queens

The Lion of Soweto

Es sind in Europa wenig bekannte Musiker/innen, die diese Musikszene Südafrikas geprägt haben. Mit Ausnahme der Mahotella Queens, die zunächst in den 1960er Jahren in den Townships Südafrikas tourten und bis heute weltweit gehört werden. Das Vokalensemble um den "Lion of Soweto", den Sänger Mahlathini, zu dessen Gründungsmitgliedern Mildred Mangxola und Hilda Tloubatla gehören, kreierte auch einen Bühnenstil, der nichts zu wünschen übrig ließ. In hohem Alter haben sie noch vor Kurzem auch in Österreich ihre Beine akrobatischer geschwungen, als es die meisten Musiker/innen hierzulande vermögen.

Mbaqanga war die Musik für Menschen, die sich urbanisierten, aber nicht verwestlichten, so heißt es im Text zu einer Sammlung häufig gespielter Songs. Auch wenn das in Bezug auf die Jive-Elemente nicht so ganz stimmt. Und der Lion of Soweto, Mahlathini, erinnerte stets an den Wert gesellschaftlichen Zusammenhalts. Moral und Drive also. Mit den Jahren verbreitete sich Mbaqanga auch in den ländlichen Gebieten und in den Nachbarländern Südafrikas.

Kwaito - zwischen House, Hip-Hop & Rap

Ein stimmhaftes m gehört übrigens dazu, um den Mbaqanga aussprechen zu können. Die Entlassung Nelson Mandelas aus dem Gefängnis im Februar 1990 und das Ende der Apartheid haben in den darauf folgenden Jahren in Südafrika einen weiteren Musikstil besonders populär gemacht: Kwaito, zwischen House, Hip-Hop und verlangsamtem Rap angesiedelt, ebenfalls von Jugendlichen in den Townships gesungen.

Nonhlanla Mafu und Theo Patakaosinkwe

Nonhlanla Mafu und Theo Patakaosinkwe

AFP/RAJESH JANTILAL

Und zwar sowohl in KwaZulu-Natal im Osten des Landes als auch in den Townships rund um Cape Town im Südwesten. Keine Selbstverständlichkeit angesichts ethnischer Konkurrenzen zwischen Zulu und Xhosa, und ein Zeichen für das erstarkende Selbstbewusstsein der jugendlichen Township-Bewohner/innen Südafrikas. Man verlieh der verlangsamten House Music african feeling, vor allem mit Percussion und afrikanischen Melodien.

Mit Kwaito wurden die jungen, wütenden Gangster aus den Townships cool. Mandoza gehört zu den Stars des Kwaito-Booms, der in Südafrika nun abzuebben beginnt. Höchste Zeit, zurückzuhören!