APA/HANS KLAUS TECHT
Neuer Festwochen-Chef
Slagmuylder, der große Unbekannte
Der neue Chef der Wiener Festwochen kommt aus Belgien und heißt Christophe Slagmuylder. Am Montag wurde sein Name bekannt gegeben, heute hat Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ihn der Öffentlichkeit präsentiert; wenige Tage, nachdem Tomas Zierhofer-Kin zurückgetreten ist. Slagmuylder ist hierzulande kaum bekannt, in Belgien gilt er aber als renommierter Festivalleiter, der seit über zehn Jahren das Kunstenfestivaldesarts in Brüssel leitet.
31. Jänner 2019, 11:42
Mittagsjournal | 27 06 2018
Für ihn sei es das perfekte Timing gewesen, so Christophe Slagmuylder, der nach dem Kunstenfestivaldesarts neue berufliche Herausforderungen suchte. So perfekt, das man sich fragt, ob Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den Nachfolger von Tomas Zierhofer-Kin, nicht womöglich schon längst im Zylinder gehabt hat, aus dem sie ihn jetzt so blitzschnell gezaubert hat. Doch das bleibt wie bei allen Zauberkunststücken ein Geheimnis.
Spezialist für Spartenübergreifendes
Wer ist aber dieser große Unbekannte, mit den lachenden Augen und den weißen Strubbelhaaren? Zu Christophe Slagmuylder, geboren 1967 findet sich kein Wikipedia-Eintrag, keine APA Archivmeldung und kaum Interviews.
Der studierte Kunsthistoriker war in Belgien an der Förderung verschiedener Tanzkompanien beteiligt. Er stammt aus dem Umfeld jener Theater- und Tanz-Avantgarde, die große internationale Stars hervorgebracht hat wie Anne Teresa de Keersmaeker, Wim Vandekeybus, Alain Platel oder Jan Fabre. Und er hat über zehn Jahre jenes Festival geleitet, das Kaup-Hasler als Meilenstein und Markierungspunkt unter den europäischen Festivals bezeichnet - das von Frie Leysen gegründete Kunstenfestivaldesarts in Brüssel.
"In Wien sollte man Dinge sehen, die man anderswo nicht geboten bekommt."
Slagmuylder, der die Wiener Festwochen gut kennt und hier auch schon koproduziert hat, ist Spezialist für spartenübergreifende Tanz-, Theater- und Performanceformen. Er sucht gerne neue Räume und will auf Ur- und Erstaufführungen setzen.
"Hier ist ein Ort, wo man Dinge sehen sollte, die man anderswo nicht geboten bekommt. Es geht mir darum hier eigene und auch risikobereite Arbeiten zu kreieren, nicht nur bereits bestehende Produktionen einzuladen", so Slagmuylder. "Ich komme aus Brüssel, und die Frage der europäischen Identität ist sehr wichtig für mich. Eine Frage, zu der gerade Wien, mit seiner Lage zwischen Ost und West, viel zu sagen hat. Zeitgenössisch ist für mich kein Begriff der Ästhetik, sondern heißt, dass man ganz konkret im Hier und Heute - im Wien zu Beginn des 21. Jahrhunderts Kunst macht."
"Die Frage der europäischen Identität ist sehr wichtig für mich"
Konkreter wird es noch nicht. Über Namen und Gruppen will Slagmuylder in den nächsten Tagen nachdenken, auch darüber, was er von den Zierhofer-Kin-Projekten übernimmt, womit er prinzipiell kein Problem hätte. Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Ausschreibung der Festwochenleitung wird sich Slagmuylder bewerben.
Und die Tatsache, dass er dem Theater der Welt Festival, das er 2020 in Düsseldorf kuratieren sollte, eine Absage erteilt hat, spricht wohl ganz dafür, dass man sich an den Namen Slagmuylder gewöhnen sollte.