Charles Aznavour

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Nachruf

Charles Aznavour 94-jährig verstorben

Der französisch-armenische Chansonnier Charles Aznavour ist Sonntagnacht in seinem Haus im südfranzösischen Alpilles im Alter von 94 Jahren gestorben. Das teilten seine Sprecher der Nachrichtenagentur AFP am Montag in Paris mit. Der Altmeister des französischen Chansons wurde mit Liedern wie "La Boheme" und "Emmenez-moi" berühmt.

Kulturjournal | 01 10 2018

Christian Fillitz

Nach einem Sturz im Mai dieses Jahres, bei dem er sich einen doppelten Armbruch zuzog, musste der Sänger bereits Konzerte absagen, im Juni folgten weitere Absagen. In Österreich war Aznavour zuletzt am 9. Dezember 2017 in der Wiener Stadthalle aufgetreten. Der Sänger verkaufte rund 200 Millionen Alben.

"Wer neugierig bleibt, wird nicht vergreisen"

In Armenien wurde Charles Aznavour fast schon wie ein Heiliger verehrt. Sogar ein Kulturhaus wurde in der Hauptstadt Eriwan nach ihm benannt. An der Einweihung nahm damals auch Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy teil. Denn Aznavour war Franzose und Armenier. In seiner über 70-jährigen Karriere hat er mehr als 700 Chansons komponiert, noch mehr selbst interpretiert und in rund 70 Filmen mitgewirkt.

"Wer sich langweilt, altert schneller. Wer neugierig bleibt, sich weiterentwickelt, einer Beschäftigung nachgeht, die er liebt, das können Gärtnern, Kinderhüten oder Ins-Museum gehen sein, der wird nicht vergreisen", sagte der Musiker in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

1946 von Édith Piaf entdeckt

Der in Paris geborene Künstler hat sein ganzes Leben im Umfeld der Bühne verbracht. Als Knirps sang er im Restaurant seiner Flüchtlingseltern im Pariser Quartier Latin armenische Lieder und als Neunjähriger stand er erstmals auf der Bühne. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aznavours Vater Mischa war, bevor er aus Armenien flüchtete, Bariton und seine Mutter Schauspielerin.

Der Durchbruch gelang ihm als Édith Piaf 1946 auf ihn aufmerksam wurde und mit ihm durch Frankreich und die Vereinigten Staaten tourte. Seine Lieder handeln von Liebe, Familie, Randgruppen und Armenien. In seinen neuen Chansons, die er unter anderem auch in Berlin vorstellen wird, heißt eines der Lieder: "Auf die Straße!", wie er dem "Stern" in dem Interview verriet.

Charles Aznavour

Charles Aznavour, 1967

Vom Kommunisten zum Rolls-Royce-Fahrer

In seiner Jugend war Aznavour links eingestellt. "Eigentlich konnte man mich als Kommunisten bezeichnen, der verächtlich, vielleicht auch neidisch auf den Kapitalismus blickte", gestand er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Später, als erfolgreicher Sänger und Schauspieler, habe er auf großem Fuß gelebt und einen Rolls Royce gefahren.

Aznavour stand für das ein, was er sang. Für sein Engagement, vor allem für Armenien, wurde er 1993 vom Präsidenten der Kaukasusrepublik zum "Sonderbotschafter für humanitäre Aktionen" ernannt, 1995 bestellte ihn die Unesco zum Sonderbotschafter für Armenien und seit 2009 war er armenischer Botschafter in der Schweiz.

Der Schauspieler

Seinen Durchbruch zum Schauspieler schaffte er im Jahr 1960 mit "Schießen Sie auf den Pianisten" von François Truffaut. Mit der Oscar-prämierten Verfilmung "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff wurde er als Schauspieler auch in Deutschland bekannt. 2008 gab er seinen Abschied von der Leinwand bekannt. Den als Sänger hatte Aznavour schon öfters angekündigt. Abschiede, die jedoch keine waren.

Text. APA, Red.; Audio: Christian Fillitz

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