Medienspiegel zur Videoaffäre von Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache

APA/HANS PUNZ

Die Macht der Ibiza-Bilder

Ikonen der Abstürze und Höhenflüge

Das Ibiza-Video wird in das visuelle Gedächtnis Österreichs eingehen. Es gehört zu den Bildern, die Geschichte prägen, sagt Petra Bernhardt, Expertin für visuelle Kommunikation an der Universität Wien. Das Video ist im Netz binnen Stunden viral gegangen. Ebenso schnell wurden im Netz Memes geteilt, animierte Bilder mit Sprüchen, die über Inhalt und Personen spotten. Eine neue Form der politischen Kommunikation, die auch dazu beiträgt, jüngere Menschen für Politik zu mobilisieren.

Bilder kann man nur schwer entkräften. Vor allem nicht mit Worten. "Da braucht es eine extrem starke Story, um solchen Bildern etwas entgegenzuhalten, das ist genau das, was jetzt versucht wird", sagt Petra Bernhardt. Und zwar von Heinz-Christian Strache auf seinem Facebook-Account. Er versucht folgende Gegenbilder in den Köpfen seiner Fans zu verankern: Geheimdienste und Hintermänner, die ein politisches Attentat auf ihn planten.

Bilder für die Geschichtsbücher

Die Bilder aus dem Ibiza-Video könnten jedenfalls in die österreichische Geschichte eingehen und so etwas wie "Referenzbilder" werden, glaubt Bernhardt. "Das wird schon bleiben." Aber auch flüchtige Bilder haben Macht, zum Beispiel die vielen Memes, die sich nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos und dem Regierungsumbruch im Netz verbreitet haben. Gerade junge Menschen wurden damit erreicht, vor allem via WhatsApp. "Die Memes sind ein Teil der politischen Diskussion geworden", sagt Bernhardt. "Die Ironie ist ein Faktor, dass man leicht ins Thema hineinkommen kann." Das könnte auch dazu beigetragen haben, dass gerade viele junge Menschen sich für Politik interessieren und etwa auf den Ballhausplatz zu den Demonstrationen gekommen sind. Die Memes wurden ja für die Mobilisierung genutzt.

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Das Verschwinden hinter der Tapetentür

Für Bernhardt das prägendste Bild des politischen Erdbebens ist die Ruhe, die Bundespräsident Alexander Van der Bellen ausstrahlt. Die "Kronen Zeitung" hat vom "Mann der Stunde" gesprochen. Zu sehen ist Van der Bellen auf den Zeitungsbildern in der Präsidentschaftskanzlei vor dem "ikonischen Hintergrund mit der Tapetentür", sagt Bernhardt. Die konventionelle Bildsprache entspreche der öffentlichen Vorstellung von seiner Macht: "Formelle Rede, Empfang zum Gespräch, das Verschwinden hinter der Tapetentür, um zu zeigen, das ist jetzt eine ernste Sache."

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Der strahlende Sieger wird gestürzt

Meisterhaft bildlich inszeniert hat sich ÖVP-Chef Sebastian Kurz, sagt Petra Bernhardt. Am Abend der Europawahl lässt er sich nach dem guten Abschneiden seiner Partei von hinten vor der jubelnden Menge fotografieren. "Danke" schreibt die Partei drüber und postet das in den sozialen Netzwerken. ÖVP-Spitzenkandidat Othmar Karas ist nicht zu sehen. "Kurz, der Sieger", kommuniziere das Bild - und das war schon wenige Tage später, als Kurz nicht mehr Kanzler war, sehr nützlich. Das Bild wird seither im Facebook-Wahlkampf eingesetzt, jetzt sind neue Slogans draufgeschrieben.

"Das hat dem Narrativ der ÖVP, dass es sich um einen Sturz handle, gutgetan. Die konnten sagen: Jetzt wurde unser strahlender Sieger gestürzt." Viele tausend Euro ist der ÖVP die Verbreitung dieser Bilder auf Facebook wert. Aber auch Grafiken werden aktiv beworben, einfache, türkise Bilder, darauf steht eine zentrale Botschaft im Wahlkampf: "Das Parlament hat bestimmt, das Volk wird entscheiden." Das Bild wird in vielen Varianten gepostet.

Das Dunkel um Rendi-Wagner

Der SPÖ fehle so eine Inszenierung komplett, sagt Bernhardt. Es gebe keine markanten Bilder oder Slogans, die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner und ihre Positionen zuspitzend darstellen. Im Gegenteil: in jüngster Erinnerung ist ein Bild aus einer Schaltung in die ZiB2, wo Rendi-Wagner am EU-Wahlsonntag im Dunkeln steht, hinter ihr Chefs von Landesparteien und Spitzengewerkschafter. Das Netz spottet über die "Totengräber der Republik". Das sei "ganz und gar nicht optimal gelaufen", sagt Petra Bernhardt. Das weiß auch die SPÖ. Aus der Parteizentrale in der Löwelstraße heißt es, das sei der Hektik der Situation geschuldet gewesen. Dass die Partei visuellen Aufholbedarf hat, ist der SPÖ durchaus bewusst. Man wolle jetzt mehr auf Videos setzen und dafür Leute an Bord holen.



Politik als Wettlauf ums Marketing

Im Match um die Aufmerksamkeit im Netz sind starke Bilder wichtiger denn je. Bernhardt sieht das durchaus kritisch, Politik werde zunehmend zum Marketing-Wettlauf: Das befördere "eine Wahrnehmung von Politik, die sehr stark an der Verpackung, am Branding, an der Zuspitzung von Formulierungen orientiert ist" und weniger an Inhalten.


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