Der Schatten eines Musikers spielt Bass.

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Radiokolleg

Die Geschichte des elektrischen Basses

Der elektrische Bass hat entscheidend zur musikalischen Evolution beigetragen. Heavy Metal, Funk und auch Reggae wären ohne den E-Bass schwerlich entstanden.

In der Musikgeschichte hat es schon relativ früh Instrumente mit Saiten gegeben, die tiefe Töne produzieren konnten. Aus schalltechnischen Gründen brauchten diese Instrumente einen relativ großen Resonanzkörper und wurden deswegen zumeist vertikal gespielt.

Beispiele dafür sind die Viola da gamba, das Cello und der Kontrabass. Es gab aber früh ebenfalls einige Tieftöner, bei denen das Griffbrett horizontal gehalten wurde. Zum Beispiel die dreisaitige Langhalslaute Gimbri aus der traditionellen arabischen Musik. Sie hat einen rechteckigen Korpus hat und ist mit dem Hals ca 1,5 Meter lang. Das Instrument lässt sich in seiner Größe mit einem elektrischen Bass vergleichen.

Das Guitarrón ist ein mexikanisches Bassinstrument aus der Familie der Gitarren. Vorläufer dieses Instrumentes gibt es bereits im 17. Jahrhundert in Spanien.

Ein Solo "El Cascabel Improvisation" auf einem Guitarron.

Das Guitarrón wird im Stehen gespielt und ist fester Bestandteil eines traditionellen Mariachi- Ensembles, das aus 7 bis 20 Mitgliedern besteht. Diese Ensembles spielen verschiedene traditionelle Tanzmusikstile. Das Guitarrón ist auch die Inspirationsquelle für die erste akustische Bassgitarre, die im Jahr 1972 gebaut wird.

Mit der steigenden Popularität der elektrischen Gitarre ist der in den damaligen Bands verwendete Kontrabass zu leise. Zuerst werden diese Bässe mit einem Tonabnehmer aufgerüstet. Vorläufer des elektrischen Basses werden bereits in den 1930-er Jahren hergestellt.

Der erste E-Bass, der in Serie produziert wird, ist der Fender Precision Bass, welcher 1951 in die Läden kommt. Ein Vorteil neben seiner Handlichkeit ist, dass nun auch alle Gitarristen sofort Bass spielen können, weil die ersten E-Bässe entsprechend den E-Gitarren Bünde haben. Eine der ersten Aufnahmen mit elektrischem Bass stammt aus dem Jazz. Monk Montgomery spielt 1953 E-Bass auf einer Aufnahme des Art Farmer Septetts.

Art Farmer Septett: Up in Quincy´s room.

Als erste Rock´n Roll Aufnahme mit einem elektrischen Tieftöner gilt der „You´re so square, baby I don´t care“ von Elvis Presley aus dem Jahr 1957. Die Legende besagt, dass sich Bill Black, der Kontrabassist von Presleys Band, geweigert haben soll, das neumodische Instrument zu spielen. Elvis soll dann selbst den E-Bass im Studio gespielt haben.

„You´re so square, baby I don´t care“ von Elvis Presley

Die ersten E-Bässe haben noch geschliffene Metallsaiten, sogenannte Flatwound Saiten, die einen eher dumpfen Klang haben, der dem des Kontrabasses ähnelt. Bassisten wie John Entwistle beginnen, ungeschliffene Saiten aufzuziehen. Die Roundwounds liefern einen helleren und aggressiveren Sound: Ideal für Rockmusik.

Der britische Rockmusiker John Entwistle erregt 1965 mit seiner außergewöhnlichen Spieltechnik und seinem Solo auf "Talking bout my generation" von seiner Band "The Who" Aufmerksamkeit.

Die Basslinie von "Talking bout my generation".

Bill Wyman, Bassist bei den Rolling Stones, gilt als einer der ersten, der von seinem mangelhaften E-Bass die Bundstäbchen entfernt, weil sie ratternde Nebengeräusche erzeugten. Der bundlose E-Bass, auch Fretless Bass genannt, ermöglicht einen sehr singenden Klang, der in Richtung Kontrabass geht, aber heller klingt. In den 80-er Jahren fehlt in kaum einer Popballade dieser charakteristische Klang.

Reinhard Fendrich: I´m from Austria

Vier Saiten wie der Fender Precision Bass haben mittlerweile schon längst nicht mehr alle Instrumente. Die ersten 5-saitigen und 6-saitigen E-Bässe werden bereits in den 50-er Jahren gebaut. Sie liefern einen größeren Tonumfang nach oben und unten. Mehr Saiten auf dem E-Bass bedeuten natürlich mehr Spielmöglichkeiten für virtuose Musikerinnen und Musiker. Mittlerweile gibt es auch 12-saitige Bässe, richtige Ungetüme, die von ihrer Handlichkeit Richtung Kontrabass gehen, aber trotzdem horizontal gespielt werden. Eine Besonderheit ist der sogenannte Chapman Stick, der nur aus einem großen Griffbrett mit 8 bis 12 Saiten besteht. Hier werden die Töne nicht mit einer Hand gezupft, sondern mit den Fingerkuppen beider Hände gegriffen.

James Jamerson, der seine Karriere als Jazz Kontrabassist gestartet hat, ist in den 1960er Jahren der Haus- und Hofbassist des legendären Motown Labels. Seine innovativen E-Basslinien sind auf hunderten von Soul- und Rhythm&Blues-Aufnahmen zu hören.

James Jamerson: Bass Part Bernadette solo

Larry Graham, Bassist bei "Sly and the family stone", gilt als der erste E-Bassist, der die sogenannte Slap-Technik angewendet hat. Hier werden die Saiten mit dem rechten Daumen angeschlagen und mit dem Zeigefinger angerissen.

Larry Graham erklärt wie er die Slap-Technik erfand.

Das 1976 veröffentlichte, selbstbetitelte Debüt-Album des US-amerikanischen Bassisten Jaco Pastorius hat ohne Zweifel die Rolle des E-Basses im Jazz neu definiert. Dem damals 24-jährigen Musiker gelingt hier die Emanzipation des oft auf seine bloße Begleitfunktion reduzierten Instruments als vollwertige Solostimme.

Jaco Pastorius: „Portrait of Tracy“

Das sehr lyrische „Portrait of Tracy“: Dieses Solo für E-Bass hat wahrscheinlich fast jeder ernsthafte E-Bassist oder Bassistin einmal zu spielen versucht. Diese Nummer, die Pastorius seiner damaligen Frau gewidmet hat, ist wahrscheinlich seine bekannteste Komposition. Pastorius wollte dieses Stück ursprünglich gar nicht veröffentlichen, bis ein Tontechniker es heimlich aufnahm und Jaco überzeugte, „Portrait of Tracy“ auf seinem Debütalbum zu platzieren. Bei dieser Nummer ist besonders bemerkenswert, wie Jaco Pastorius den glockenartigen Klang von Flageolett-Tönen verwendet.

Der E-Bass spielt nicht nur im Jazz eine große Rolle. Egal ob Heavy Metal, Reggae, Pop, Funk - der Bass als Teil der Rhythmusgruppe, welcher im Gegensatz zum Schlagzeug auch melodische Akzente setzen kann, ist in der Lage, viel zu dem „Hitpotenzial“ eines Liedes beizutragen. So ist auch das Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug entscheidend dafür, was für ein Feeling und was für einen Groove die Musik entwickelt. Das englische Wort „Groove“ ist nicht leicht zu übersetzen. Es kann als ein wiederkehrendes rhythmisches Element bezeichnet werden, das uns zum Nicken, mitwippen, Fingerschnippen oder Tanzen bringt.

So wäre der aus Jamaika stammende Reggae ohne den druckvollen Klang eines elektrischen Basses wohl kaum entstanden. Der Schlagzeuger Sly Dunbar und der Bassist Robbie Shakespeare sind eines der legendären Rhythmusgespanne des Reggaes.

Sly and Robbie: Soon forward (Dub)

Möglicherweise liegt der Schlüssel zu einer authentischen Interpretation verschiedener Musikstile mehr am Bass als am Schlagzeug. Auf jeden Fall hat der elektrische Bass mit seiner sowohl melodischen als auch rhythmischen Funktion eine besondere Rolle in einer Band.

Gestaltung