Roland Weißmann

ORF/ROMAN ZACH-KIESLING

Interview mit Roland Weißmann

"Warum nicht #doublecheck im TV"

Der designierte neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann im #doublecheck-Interview über die Unabhängigkeit der Berichterstattung, über seine Nähe zur Kanzlerpartei und über seine Pläne für den ORF, der diverser und digitaler werden soll. Und zwar rasch. Ein kritisches Medienmagazin im Fernsehen nach dem Vorbild von #doublecheck will Weißmann nicht von vornherein ausschließen.

Roland Weißmann im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher

Wenn Fehler gemacht werden, dann müsse man die zugeben, politischen Interventionen werde er aber nicht nachgeben, verspricht Weißmann. Die Unabhängigkeit der Redaktionen sei ein hohes Gut, er verstehe sich als Schutzschild – und werde sein Team auch in diesem Sinn anweisen. Die Redakteure seien weisungsfrei und hätten auch immer wieder bewiesen, dass sie sich gegen Angriffe verteidigen könnten.

Keine Parteinähe, sondern "Stakeholder"-Kontakte

Als ÖVP-Kandidat sieht sich der Favorit der Kanzlerpartei für den ORF-Chefposten nicht. Er verweist darauf, dass ihn auch die Grünen und der FPÖ-Mann Norbert Steger, er ist Vorsitzender der Stiftungsrates, gewählt hätten. Dass er bei einem Treffen des ÖVP-Freundeskreises im Juli dabei war, wie auch der Medienbeauftragte des Kanzlers, Gerald Fleischmann, ebenso wie im März – das belegt ein Screenshot – erklärt Weißmann so: Als ORF-Mitarbeiter müsse man sich immer wieder mit "Stakeholdern", gemeint ist Fleischmann, austauschen.

Weiter auf die ORF-Gesetzesnovelle drängen

Der künftige ORF-Chef ist bereits seit einem Jahr für den ORF-Player zuständig, das ist das große Zukunftsprojekt. Die Digitalplattform soll die blaue Seite, der TVthek und viel mehr Audio- und Video-Inhalte als bisher bündeln, dazu braucht es eine Änderung des ORF-Gesetzes – die ist aber nach wie vor nicht in Sicht. Die Gründe dafür liegen laut Weißmann auch darin, dass die Zeitungsverleger in Österreich medienpolitisch traditionell viel mitreden und von mehr Möglichkeiten für den ORF im Internet nicht viel halten. Er werde sich aber weiter massiv für die Gesetzesnovelle einsetzen, so Weißmann.

Kooperation mit Privaten keine Gefälligkeit

Mit dem Angebot für Kooperationen will Weißmann den Verlegern und Privatsendern auch entgegenkommen, er sehe hier keine Schranken, sei für alles offen. Es müsse nur für beide Seiten ein Gewinn sein, wenn man zusammenarbeite. ORF-Content einfach an Private verschenken, das wolle er nicht. Die Losung "Kooperation statt Konkurrenz" für den ORF ist von der ÖVP schon 2017 ausgegeben worden, dass er das jetzt umsetze, sei aber keinesfalls eine Gefälligkeit, sondern aus seiner Sicht eine Notwendigkeit, sagt der künftige ORF-Chef auf eine entsprechende Frage.

#doublecheck "erfolgreich und kritisch"

Und wie steht Roland Weißmann zu einem Medienmagazin wie #doublecheck im Fernsehen? "Ich bin für alles offen. #doublecheck ist ja im Radio sehr erfolgreich, auch kritisch – danke dafür, weil im öffentlich-rechtlichen Rundfunk möglich – ich schließe es im TV nicht aus, möchte es aber auch nicht jetzt mit einem konkreten Sendedatum versehen."

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