Mann fotografiert Bild, in dem er gespiegelt wird

APA/AFP/EVA MARIE UZCATEGUI

Kulturjournal spezial

Jahresrückblick Bildende Kunst

Das Jahr 2021 war auch im Feld der Kunst ein durchwachsenes: Geprägt von Schließungen, Verschiebungen, aber auch von Ausstellungen, die das Publikum begeistert, von internationalen Kunstmessen, die endlich wieder stattgefunden haben.

Was hat die Kunstwelt 2021 bewegt, welche Themen wurden gesetzt und welche Trends sind gekommen, um zu bleiben? Die Kunstkritikerin Nicole Scheyerer und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder sind zu Gast bei Christine Scheucher.

Ausstellungsansicht: Mann vor einem Plakat

Kunstmuseum Basel: "Sophie Taeuber-Arp - Gelebte Abstraktion"

JULIAN SALINAS

Die Erweiterung des Kanons

"Das Jahr 2021 hat gezeigt, dass die Wiederentdeckung des weiblichen Anteils an der Kunstgeschichte noch lange nicht abgeschlossen ist", sagt die Kritikerin Nicole Scheyerer. Ihr persönliches Ausstellungshighlight des Jahres 2021 hat sie im Kunstmuseum Basel gesehen. Dort war erstmals eine große Personale von Sophie Taeuber-Arp zu sehen. Sie würdigte Jean Arps Ehefrau als Pionierin der Avantgarde und Abstraktion.

Die bereits 1943 verstorbene Künstlerin, die ihren späteren Mann in den dadaistischen Zirkeln Zürichs kennengelernt hat, hinterließ ein vielfältiges Werk, das neben Malerei und Skulptur, auch Möbelentwürfe, Tischdecken, oder Kostüme umfasst. Das Rewriting des Kanons von den so genannten Rändern her war im vergangenen Jahr ohnedies ein großes Thema. Die Ergänzung des Kanons durch weibliche Positionen, die womöglich übersehen worden sind, aber auch durch Positionen, die dem eurozentristischen Blick bisher entgangen sind, bleibt wohl auch 2022 ein zentrales Desiderat.

Ein neuer Blick statt Blockbuster?

In der Ausstellung "Die Frauen der Wiener Werkstätten" im Museum für Angewandte Kunst wurde der weibliche Beitrag für Kunst und Design um 1900 neu bewertet. Das Werk von Künstlerinnen wie Mathilde Flögl oder Vally Wieselthier, die lange als Kunstgewerblerinnen abgetan worden sind, konnte erstmals entdeckt werden. Begleitet wurde die Schau von einer Aufarbeitung und Neubewertung der Sammlungsbestände.

Dass die Arbeit mit musealen Sammlungen im Windschatten der Corona-Pandemie immer wichtiger wird, wurde im vergangenen Jahr vielfach festgestellt. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder warnt jedoch vor einer "Provinzialisierung" des heimischen Kunstbetriebs, wenngleich das lokale Kunstschaffen sich im internationalen Vergleich nicht verstecken müsse, wie er betont.

Das Messekarussell nimmt wieder Fahrt auf

Dass in der global vernetzten Welt des internationalen Kunstmarktes kein Stein auf dem anderen bleiben wird, glaubten 2020 viele Beobachterinnen. Kunstmessen, die Galeristen dazu zwingen, Kunstwerke rund um den Globus zu schicken, um sie in kleinen überteuerten Kojen zu präsentieren, sind längst zu einem marktmächtigen Instrument geworden, dem sich viele Galeristen nur notgedrungen unterworfen haben. Messen haben es geschafft, dass man sich über sie identifiziert. Sie haben bisher abgebildet, welche Galerien relevant sind.

"Vivian" von Francis Upritchard

"Vivian" von Francis Upritchard (Archivbild)

AFP/FABRICE COFFRINI

Nach der Corona-Krise könnte der Messemarkt deutlich ausdünnen, so lautete 2020 eine vielfach formulierte Prognose. Nicht zuletzt deshalb, weil der so genannte Co2-Fußabdruck des internationalen Kunst-Jet-Sets, bestehend aus Großgaleristen, kaufkräftigen Sammlerinnen und Kuratorinnen, wohl katastrophal ist. Nachdem das Messekarussell 2020 mehr oder minder komplett ins Stocken geraten ist, hat es 2021 wieder Fahrt aufgenommen. Als wichtigste Kunstmesse der Welt setzt die Art Basel aber auf ein Hybridkonzept, das neben der Messeausstellung auch virtuelle Showrooms umfasst.

NFT - Gekommen um zu bleiben?

Ein Schlagwort, das den Digitalisierungsschub womöglich verkörpert und das 2021 in aller Munde war, lautet: NFT. Ein Akronym, das für "non fungible token" steht. Gemeint ist eine nicht ersetzbare Datei, die man anders als in der digitalen Welt üblich nicht vervielfältigen kann. Ein NFT ist eine Art digitales Original. Im deutschsprachigen Raum hat sich der Galerist Johann König sofort auf diesen Trend gestürzt und unter anderem ein NFT von Erwin Wurm auf den Markt gebracht. Sind NFTs ein kurzfristiger Hype ähnlich wie die App Clubhouse, auf der der NFT-Boom erstmals im großen Stil verhandelt wurde? Oder sind NFTs gekommen, um zu bleiben?

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