Brennendes Geld

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Radiokolleg

Unser Geld. Wie umgehen mit Schulden?

Die Corona-Pandemie hat den globalen Schuldenberg massiv vergrößert, die hohen Energiepreise führen zu Privatinsolvenzen und die Klimakrise verlangt Milliarden-Investitionen: Sind Schulden dringend nötig oder gefährlich?

Nach Pandemie und Inflation kommt die Schuldenkrise? Der Blick auf den Kontostand ist für viele Menschen ein Grauen. Immer mehr sind überschuldet, können also ihre Schulden nicht mehr aus eigener Kraft bereinigen. Die Anzahl der Privatkonkurse hat im Vergleich zum Vorjahr um 13,5 Prozent zugenommen und jede fünfte Person in Österreich ist laut Angaben der Dachorganisation ASB -der staatlich anerkannten Schuldnerberatungen -armutsgefährdet.

Lockvögel in die Schuldenfalle

Hilfe finden jene, die in Zahlungsunfähigkeit geraten, bei den Schuldnerberatungsstellen, die einen individuellen Sanierungsplan mit den Betroffenen entwickeln und für eine nachhaltige finanzielle Stabilität sorgen sollen. Jede vierte Person, die diesen oft schambehafteten Weg auf sich nimmt, ist 30 Jahre alt oder jünger. Die Gründe sind vielfältig und liegen meistens im Konsumverhalten der jüngeren Altersgruppen. Online-Shopping und Ratenkauf sind Lockvögel in die Schuldenfalle.

Unternehmenspleiten nehmen stark zu

Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit können aber auch auf Unternehmensebene stattfinden. Weltweit nehmen die Unternehmenspleiten seit Corona stark zu. Wird ein Unternehmen zahlungsunfähig, dann muss binnen einer gesetzlichen Frist von 60 Tagen ein Insolvenzantrag gestellt werden. Firmeninsolvenzen können ein Konkursverfahren samt Verwertung des Unternehmens oder ein Sanierungsverfahren zur Folge haben.

Entschieden wird über die Fortführung des Unternehmens vom sogenannten Masseverwalter, der auch die Interessen der Gläubiger zu wahren hat. Eine unabhängige und sachkundige Person, die vom zuständigen Gericht mit der Abwicklung und Vermögensverwaltung beauftragt wird. Vor allem im Handel, der Industrie und dem Bausektor werden derzeit viele Insolvenzanträge gestellt, aber auch die Start-Up-Branche gerät zunehmend unter Druck. Die steigenden Zinsen, die hohen Energiepreise und die damit verbundene Vorsicht der Investoren sind mitverantwortlich für diese Entwicklung.

Wenn der Staat Schulden macht

Nicht nur Privatpersonen und Unternehmen, auch der Staat hat Schulden -2022 in der Höhe von 350 Milliarden Euro: eine unvorstellbar große Summe, die ständig weiterwächst. Mitte der 1990er Jahre war der Schuldenberg der Republik nur ein Drittel so hoch wie heute. Und damit steht Österreich nicht alleine da. Die Staatsschulden steigen weltweit an, nicht zuletzt aufgrund der Coronapandemie und der Energiekrise, und liegen mittlerweile bei über 90 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Wann Staatsschulden zum Problem werden, ist nicht so leicht zu beantworten und hängt auch von den internationalen Finanzmärkten ab. Ratingagenturen bewerten, ob Staaten ihre Schulden bedienen können und legen damit nicht nur ihre Bonität, sondern indirekt auch die Zinsen fest, die ein Staat für Staatsanleihen bezahlen muss.

Japan hat seit Jahrzehnten eine hohe Staatsverschuldung, Zahlungsunfähigkeit muss das Land dennoch nicht fürchten. Den Staatsschulden stehen Investitionen gegenüber: Investitionen in Krankenhäuser, Schulen oder öffentliche Verkehrsnetze. Verbessert der Staat die Standortbedingungen für Unternehmen und stärkt das Wirtschaftswachstum, dann kann er sogar aus seinen Schulden herauswachsen.

Schulden - der Grundpfeiler der kapitalistischen Ökonomie

Schulden haben keinen guten Ruf. Gleichzeitig sind Kredite aber der Grundpfeiler der kapitalistischen Ökonomie. Die ständige Neuschöpfung von Geld und die damit verbundene Erwartung von zukünftigen Erlösen halten die wirtschaftliche Produktion am Laufen. Sie verschärfen jedoch auch gesellschaftliche Ungleichheiten. Denn der Zugang zu Krediten ist ungleich verteilt. Einkommensschwachen Haushalten ist er meist verwehrt, während Vermögende Kredite als finanzielle Hebel nutzen können, um ihr Kapital zu vermehren.

Um Immobilien zu finanzieren, hat sich besonders die Mittelschicht in den letzten Jahrzehnten stark verschuldet. Die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Nachfrage nach "Betongold" und in weiterer Folge die Immobilienpreise steigen lassen: hohe Preise, die wiederum hohe Schulden verursacht haben. Ein zweischneidiges Schwert, denn Immobilien sind volatile Vermögenswerte.

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