ZOE GOLDSTEIN
Preisverleihung
Ö1 Talentestipendium bildende Kunst 2024 geht an Michaela Kessler
Am 14. November 2024 wurde Michaela Kessler im Wiener Künstlerhaus mit dem Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst ausgezeichnet. Das Stipendium in der Höhe von 10.000 Euro wird mit Unterstützung des Wiener Städtischen Versicherungsvereins vergeben. Bis 2. Dezember sind ihre Kunstwerke sowie die Arbeiten von der zweitplatzierten Ida Kammerloch, zwei weiteren Shortlist-Künstlern und den Gewinnern des Talentestipendium Sonderpreis "Solidarität" RingelReih Collective zu sehen.
14. November 2024, 15:47
Das Ö1 Talentestipendium 2024
Michaela Kessler, geboren 1994 in Hohenems, lebt und arbeitet in Linz und Dornbirn. Sie studiert Angewandte Kultur- und Kunstwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit Grenzen der Körperlichkeit und gesellschaftlich konstruierter Rollenbilder. Sie arbeitet zeichnerisch, mit blauem Kugelschreiber, von Mittel bis Großformat, und auf Papier und Textil.
Ende November 2024 wurde Michaela Kessler auch mit dem ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis "Kulturpreis Vorarlberg 2024" ausgezeichnet. Der Preis ist eine Kooperation zwischen dem Casino Bregenz, der Dornbirner Sparkasse, dem Land Vorarlberg und dem ORF Vorarlberg.
ZOE GOLDSTEIN
Michaela Kessler:
"In meiner Arbeit erkunde ich die Grenzen der Körperlichkeit und noch nicht existierende Welten. Als Realistin denke ich über Unmögliches nach und sehne mich nach Utopien in bestehenden Strukturen. Körper- und Intimitätsfragen und die damit verbundenen gesellschaftlichen oder konstruierten Rollenbilder sind meist am Anfang. Ich sehe die dadurch ausgeübte Kritik als Chance den Blickwinkel zu verändern, oder einfach angeblich vorgegebene „Sollzustände“ auseinanderzupflücken."
Mehr zu Michaela Kessler
Jurybegründung im Wortlaut:
„In meist großformatigen Blättern erkundet Michaela Kessler Formen und Grenzen einer (weiblichen) Körperlichkeit. Aus unzähligen Kugelschreibstichen entstehen sich auflösende oder wieder zusammensetzende Leiber, voluminöse Körperpartien und sonderliche Gliedmaßen, die sich verselbständigen und in neue Verhältnisse zueinander treten. Der visuelle Ausdruck entstehe durch Fühlen, Spüren, Riechen oder Schmecken des eigenen Körpers, so die Künstlerin. Performative Setzungen und Kurzgeschichten sind Teil der künstlerischen Praxis, die Kessler als kontinuierlich wachsenden Prozess begreift. Das Werk überzeugt durch eine stringente Bildsprache mit hohem visuellem Reiz und durch präzise Fragenstellungen zum Körper als Ort von Identitäts- und Alteritätskonstruktionen.“
Den zweiten Platz des Ö1 Talentestipendiums und somit die Möglichkeit der kostenfreien Teilnahme am „Artist Statement“ im Rahmen der Parallel Vienna 2025 gewinnt Ida Kammerloch. Sie studierte Trans Arts an der Universität für angewandte Kunst Wien.
THOMAS STEINEDER
Ida Kammerloch
"Ein zufälliges Stockfoto in einem Bilderrahmen, eine eBay-Auktion mit Polaroids aus den 1980er Jahren, eine einzelne Schlagzeile aus dem Internet – ausgehend von gefundenem Material untersuchen meine recherchebasierten Filme und Installationen soziopolitische Mechanismen hinter Produktions- und Zirkulationszyklen. Massenware wird dabei zur reflektierenden Projektionsfläche für Konzepte kollektiver und individueller Erinnerung."
Jurybegründung im Wortlaut:
„Ausgehend von gefundenem Material und aufwändigen Recherchen untersucht Ida Kammerloch in ihren Filmen und Installationen soziopolitische Mechanismen hinter Produktions- und Zirkulationszyklen. Bilder von billiger Massenware und architektonische Nachbildungen bekannter Bauwerke oder Auszüge aus dem Heimvideoarchiv ihres Großvaters bilden eine Projektionsfläche für kollektive und individuelle Erinnerungen.“
Die Fachjury
- Michelle Cotton, Künstlerische Leitung Kunsthalle Wien
- Julia Harrauer, Parallel Vienna
- Andreja Hribernik, Direktorin des Kunsthaus Graz
- Karola Kraus, Generaldirektorin mumok Wien
- Michael Ladstätter, Leitung Ö1 Kommunikation
- Günther Oberhollenzer, Künstlerische Leitung Künstlerhaus Wien
- Anna Soucek, Radiojournalistin Ö1
- Gabriele Spindler, Leiterin der Abteilung Kunst- und Kulturwissenschaften in der OÖ Landes-Kultur GmbH
- Florian Waldvogel, Sammlungsleiter Moderne Sammlung Tiroler Landesmuseum
Ö1 Talentestipendium Sonderpreis "Solidarität"
Unter dem Motto „Solidarität“ hat der Wiener Städtische Versicherungsverein anlässlich seines 200-Jahr-Jubiläums, gemeinsam mit Ö1, einen Sonderpreis in der Höhe von 5.000 Euro ausgeschrieben. Gesucht wurden künstlerische Arbeiten aus verschiedensten Disziplinen, die sich dem Thema „Solidarität“ widmen. Im Rahmen des Online-Votings setzte sich das RingelReih Collective mit ihrer Arbeit „Haare, Geben, Freiland“ durch.
RingelReih Collective:
„Die Installation nutzt die Kraft der Kunst, um auf eindringliche Weise die weltweite Bewegung für Frauenrechte und Freiheit zu thematisieren. In einigen Teilen der Welt, darunter der Iran, kämpfen Frauen weiterhin für das Recht, über ihren eigenen Körper und ihre Kleidung selbst zu bestimmen. Mutige Frauen trotzen dort den staatlichen Vorschriften, indem sie ohne Kopftuch auf die Straße gehen – ein Akt des Widerstands, der nicht mehr durch die sozialen Medien im Verborgenen bleiben kann. Einige Frauen haben ihre Haare abgeschnitten und sie als Ausdruck des Widerstands an uns nach Österreich geschickt, und damit reflektiert die Installation die tiefgreifende Solidarität, die über Landesgrenzen hinausgeht“, heißt es in einem Statement des Kollektivs.
Mehr Sonderpreis "Solidarität"
Das Ö1 Talentestipendium
Die Grundidee des Ö1 Talentestipendiums, einer Initiative für Studierende der österreichischen Kunst-Universitäten, basiert auf der Überlegung von Nachhaltigkeit. Diese Förderung soll dem Stipendiaten und Stipendiatinnen ermöglichen, sich ein Jahr lang ausschließlich ihrer künstlerischen Arbeit widmen zu können. Bewerbungen gingen von den fünf österreichischen Kunstuniversitäten in Wien, Graz, Linz und Salzburg (Akademie der bildenden Künste Wien, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstuniversität Graz, Kunstuniversität Linz sowie Universität Mozarteum Salzburg) ein.
Helmut Graf
Helene Kanta
„Wir fördern das Ö1 Talentestipendium bereits seit vielen Jahren. Denn wir glauben fest an junge, talentierte Kunstschaffende und wollen sie dabei unterstützen, den von ihnen eingeschlagenen Weg erfolgreich fortsetzen zu können. Anlässlich unseres 200-jährigen Jubiläums vergeben wir heuer zusätzlich den Sonderpreis ‚Solidarität‘, denn Solidarität und soziales Engagement sind essenzielle Werte innerhalb unserer Versicherungsgruppe. Wir gratulieren allen Ausgezeichneten sehr herzlich“, sagt Mag. Helene Kanta, Vorstandsdirektorin des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, Hauptaktionär der Vienna Insurance Group AG (VIG).
Service
Werke der drei Preisträgerinnen und Preisträger sowie der weiters nominierten Kunstschaffenden Sunggu Hong und Valentino Skarwan sind von 15. November bis 2. Dezember im Künstlerhaus zu sehen.
Weitere Ausstellung zum Ö1 Talentestipendium 2024.
Akademie der bildenden Künste Wien
Universität für angewandte Kunst Wien
Kunstuniversität Graz
Kunstuniversität Linz
Universität Mozarteum
Parallel Vienna
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Das Ö1 Talentestipendium ist ein Kunstförderprojekt in Kooperation mit dem Wiener Städtischen Versicherungsverein