Hörbilder

"Praterkönig war ich nie". Eine Begegnung mit dem Schausteller Fritz Holzdorfer, Erbe einer der ältesten Praterdynastien, die bis in die 1870er Jahre zurückreicht. Einst besaßen die Holzdorfers ein Dutzend Vergnügungsbetriebe, heute wird nur mehr das Cafe Meierei von seiner Enkelin geführt. Feature von Isabelle Engels

"Ihr Vater wurde als Praterkönig bezeichnet. Und Sie?" "Ich war das nie. Ich war unter 'ferner liefen'."
Sein Vater Friedrich Holzdorfer hat 1933 die erste Geisterbahn der Welt eröffnet sowie elf weitere Vergnügungsbetriebe besessen. Viele davon hat er selbst erfunden und gebaut.

"Mein Vater war mein Vorbild", sagt der 88-jährige Fritz Holzdorfer. Auch er hat gern an neuen Attraktionen für das Publikum getüftelt.

In der Schule war er schlecht, denn er hat fast nichts verstanden. Eine Ohrfeige des Vaters hatte das Trommelfell des Buben zerrissen. Seither ist er am rechten Ohr taub. "Mein Vater hat mein Leben halbiert." Nachdem der Prater im April 1945 in Schutt und Asche gelegt worden war, fing sein Vater mit der Schiffschaukel, bzw. dem, was davon übrig geblieben war, neu an. Schaustellerei statt Studium hieß es für Sohn Fritz. Der war soeben als Invalide aus dem Krieg zurückgekehrt. Mit nur 23 Jahren musste ihm ein Bein amputiert werden. Sein Leben war kein Ringelspiel, eher eine Hochschaubahn. Und auch im Hörbild geht es hinauf und hinunter: vom Wunsch, zu sterben bis zur Rikschafahrt durch den Wurstelprater, vom Schwächeanfall am Grab bis zum Verzücken beim Platten-Hören, von den Mühen des Alters und der Behinderung bis zu der schelmisch vorgebrachten Erinnerung an eine Kindheit zwischen Geisterbahn und Karussell, vom Kampf mit dem Handy bis zur Begeisterung angesichts neuester Praterattraktionen. Die ehemalige Dynastie Holzdorfer besitzt heute keine Praterbetriebe mehr.

Fritz Holzdorfer hat sie alle verkauft. Das Café Meierei in der Prater Hauptallee hat er seiner Enkelin übergeben. "Aber mein Herz gehört dem Prater - immer noch", sagt der 88-Jährige, mit Blick vom Balkon seiner bescheidenen Wohnung auf das kreischende Vergnügen gegenüber.

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