Da capo: Im Gespräch

"Ein Zeugnis für die Sehnsucht nach Toleranz". Michael Kerbler spricht mit Josef Haslinger, Schriftsteller und Helmut Schüller, Pfarrer

Das Lichtermeer am Wiener Heldenplatz, am 23. Jänner 1993, war die größte politische Demonstration in der 2. Republik. Für viele Menschen wurde damals der Heldenplatz von jenem Stigma befreit, das seit März 1938 dem Platz anhaftete. Auf zahlreichen Transparenten bekundeten die Teilnehmer ihre Ablehnung des FPÖ-Volksbegehrens "Österreich zuerst", das letztlich den Anstoß zur Großkundgebung gegeben hatte. Mehr als eine Viertelmillion Menschen bekundeten ihr Eintreten für Toleranz, Menschlichkeit und Miteinander.

Die Tatsache, dass Christentum und Ausländerfeindlichkeit nicht miteinander vereinbar sind, zeigte das Transparent "Gott ist farbenblind" auf. Die Organisation "SOS-Mitmensch" hatte eine Grundsatzerklärung ausgearbeitet, die eine "Allianz der Vernunft" begründen wollte, um "eine neue Politik möglich zu machen". Es wurden Reformen in der Schule, am Arbeitsmarkt und im Wohnungswesen verlangt, für ein gleichberechtigtes Miteinander aller in Österreich lebenden Menschen votiert und der Zugang zu einem fairen Verfahren für jeden Asylwerber gefordert. Es dürfe keine Kompromisse mit der extremen Rechten geben, lautete der vierte Punkt.

Der Schriftsteller Josef Haslinger war Mitbegründer und gemeinsam mit Willi Resetarits erster Vorsitzender von SOS- Mitmensch. Helmut Schüller, damals Caritas-Präsident, sprach auf der Schlussveranstaltung "die Botschaft des Abends": "In der Sprache derer, die sich um nationale Interessen sorgen: Heimat bleibt für niemanden Heimat, wenn an ihren Staatsgrenzen die Menschlichkeit aufhört. Einer unmenschlichen Wohlstandsfestung fehlt der Segen Gottes." Beide - Schüller und Haslinger - sind Gesprächsgäste von Michael Kerbler. Titel des Gesprächs: "Was blieb vom Lichtermeer?"

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