Logos - Theologie und Leben

"Was glauben Sie?" - Das ehemalige Heimkind, der Maler Helmut Oberhauser. Gestaltung: Johannes Kaup

Das Leben des 1949 in Wien geborenen Malers Helmut Oberhauser begann als eine Geschichte von Ablehnung, brutaler Gewalt und Missbrauch. Als Oberhauser sechs Jahre alt war, wird seinen Eltern - der Vater war ein ehemaliger Nazioffizier und seine straffällig gewordene Mutter saß im Gefängnis - das Sorgerecht entzogen. Zusammen mit seinen vier Geschwistern wurde Helmut Oberhauser erstmals in die Kinderübernahmestelle der Stadt Wien eingewiesen.

Danach hat er in einem von Herz-Jesu-Schwestern geleiteten Gemeindeheim ambivalente Erfahrungen mit der Heimerziehung gemacht. Wer Glück hatte, kam in eine Gruppe mit einer herzensguten Ordensschwester. Wer Pech hatte, landete in einer Gruppe, die von einer völlig überforderten, mit dem Kruzifix auf die Kinder einprügelnden, Ordensfrau geführt wurde. Helmut Oberhauser hatte Pech und erlebt Gewalt von Menschen, die ihrerseits von der "Barmherzigkeit Gottes" redeten. Seine Angst vor der "Hölle" zeichnet sich der begabte schweigsame Junge "von der Seele", wie er sagt.

Mit acht Jahren wird er an die heilpädagogische Beobachtungsstation Wilhelminenberg vermittelt. Hier erlebt der Junge eine noch weit schlimmere Zeit, in der seine Kinderseele "hingerichtet" wurde, wie es in seinem Buch "Die blaue Decke: Hinrichtung einer Kinderseele" nachzulesen ist. Sein Alltag ist von Erniedrigungen, Gewalt und Missbrauch geprägt. "Ich habe ungeheure Brutalität kennengelernt und wurde selber brutal".

Mit 16 Jahren lernt er seine spätere Frau Christine kennen, die er mit 20 Jahren heiratet und die durch ihre bedingungslose Liebe sein Leben wendet. Oberhauser, der durch seine grafische Begabung auffällt, arbeitet sich als Grafiker bis zum Abteilungsleiter beim Druckhaus Waldheim-Eberle hinauf. In dieser Zeit lernt er auch Künstler wie Arnulf Rainer kennen, die ihn ermutigen, seine Werke in Otto Mauers Galerie nächst St. Stephan auszustellen. Mit 25 Jahren macht er sich selbständig und führt ein Lebensmittelgeschäft und eine Branntweinstube. 1986 verkauft er alles, um bis zu seiner Pensionierung wieder im Druckgewerbe zu arbeiten und zu malen.

Im Zuge der Enthüllungen über Gewalt und sexuellen Missbrauch in den Heimen der Stadt Wien gründet Helmut Oberhauser zusammen mit anderen den "Verein für ehemalige Heimkinder". Als Vereinsobmann setzt sich der heute 65-Jährige für die historische Aufarbeitung und Anerkennung des Schicksals von tausenden Opfern ein und hilft dabei, finanzielle und therapeutische Hilfe durch die Stadt Wien zu vermitteln.

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Buchtipp:

Helmut Oberhauser, "Die blaue Decke. Hinrichtung einer Kinderseele", Verlag novum pro

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