Memo - Ideen, Mythen, Feste

"Pioniere des Gesundheitssystems" - 400 Jahre "Barmherzige Brüder" in Wien. Gestaltung: Markus Veinfurter

Es begann in einem "Irrenhaus" (wie derartige Institutionen bis tief ins 20. Jahrhundert genannt wurden): Der junge Mann, der später als Heiliger "Johannes von Gott" in die Geschichte eingehen sollte, verschenkt im Jahr 1539 nach einem Bekehrungserlebnis sein gesamtes Hab und Gut - und darf daraufhin als vermeintlich "Geisteskranker" die Vorzüge des damaligen "Gesundheitssystems" Spaniens am eigenen Leib erfahren. Nach der Entlassung beschließt er, sein Leben ganz den Kranken zu widmen - was schließlich zur Gründung der katholischen Ordensgemeinschaft der "Barmherzigen Brüder" führt.

Der Beiname "von Gott" wird Johannes der Überlieferung nach spontan von einem Bischof verliehen: Wer so viel Gutes tut, kann nur "von Gott" sein. Die Methoden der "Barmherzigen Brüder" sind im 16. Jahrhundert tatsächlich revolutionär: Die Kranken werden nach Geschlecht und Krankheit getrennt, alle bekommen ein eigenes Bett - und es werden Aufzeichnungen über den Verlauf der Krankheit geführt. Vor 400 Jahren - im Jahr 1614 - gründen die "Barmherzigen Brüder" auch in Wien ein Hospital, freilich etwas außerhalb der Stadt selbst, im heutigen Bezirk Leopoldstadt.

Ein Blick in die Geschichte der "Barmherzigen Brüder" wird zum Streifzug durch 400 Jahre Medizingeschichte und durch die Entwicklung der modernen Krankenpflege. Bis heute bieten die "Barmherzigen Brüder" ihre Dienste kostenlos an (bekannt ist in Wien besonders ihre Zahnambulanz). Ein Besuch bei ihnen eröffnet daher auch einen kritischen Blick auf die Gegenwart, in der medizinische Versorgung als Grundrecht betrachtet wird - zu der aber trotzdem immer mehr Menschen keinen Zugang haben.

"Gutes tun - und es gut tun" - so lautete das Lebensmotto des Heiligen Johannes von Gott. Ein Besuch bei den "Barmherzigen Brüdern" führt am katholischen Fest "Allerheiligen" auch zum Heiligen, dessen Beispiel bis heute erstaunlich aktuell ist.

Sendereihe