Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Lissabon - Hafen der Hoffnung
Österreichisches Exil in Portugal
Gestaltung: Uli Jürgens

"Die ersten Tage einer paradiesischen Ruhe in einem paradiesischen Lande sind unvergesslich", schrieb Alma Mahler-Werfel über den Sommer 1940 in Lissabon. Hinter ihr und ihrem Mann Franz Werfel lagen angstvolle Wochen und die beschwerliche Flucht vor den Nationalsozialisten von Frankreich zu Fuß über die Pyrenäen und weiter bis nach Portugal. Lissabon war während des Zweiten Weltkrieges für kurze Zeit der wichtigste Hafen in die Freiheit. Alle anderen Staaten hatten ihre Grenzen geschlossen, Portugal wurde zum Nadelöhr und Schlupfloch. Es waren vor allem österreichische Künstlerinnen und Künstler, die den Fluchtweg über Portugal wählten: Die Schriftsteller Friedrich Torberg, Alfred Döblin, Alexander Roda Roda und Alfred Polgar, die Schauspielerin und Aktivistin Hertha Pauli, der Drehbuchautor Otto Eis, die Widerstandskämpferin Lisa Fittko, die Schauspieler und Kabarettisten Karl Farkas und Joseph Friman, der Journalist Eugen Tillinger.

Das österreichische Exil in Portugal ist ein bisher nahezu unerforschtes Terrain, nur langsam werden die Geschichten der Kriegsflüchtlinge zusammen getragen. Welche Wege gingen die Flüchtlinge? Welche Hürden mussten sie meistern? Wer half ihnen? Wie erlebten sie die Flucht und die Stadt Lissabon, damals ein Zentrum der internationalen Propaganda und Spionage? Welche Politik verfolgte der portugiesische Diktator António de Oliveira Salazar?
Das kleine und politisch isolierte Land im äußersten Westen Europas sah sich als Transitland und war mit dem Flüchtlingsansturm überfordert. Die Menschen wurden in kleineren Städten wie Ericeira oder Caldas da Rainha in Sammelunterkünften untergebracht. Von dort versuchten sie ihre Weiterreise zu organisieren.

Die meisten Kriegsflüchtlinge verließen Portugal bald in Richtung Brasilien, Mexiko oder USA, auf den Schiffen Mouzinho, Nyassa oder Nea Hellas fuhren sie in ihr neues Leben. Alfred Döblin notierte in seinem Erinnerungsbuch Schicksalsreise: "In der Dunkelheit setzte sich das Schiff in Bewegung. Langsam wurde es gedreht und den Tejo hinausgeschleppt. Märchenhaft strahlte die Ausstellung herüber. Ihr zauberhaftes Licht war das Letzte, was wir von Europa sahen, in Trauer versenkt."

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