Die Hörspiel-Galerie

"Novelle". Von Johann Wolfgang von Goethe. Bearbeitung: Max Ophüls. (SWF/BR/RB 1954)

In der amerikanischen Emigration las der Filmregisseur Max Ophüls Goethes Alterswerk aus dem Jahr 1826, das um die Utopie einer gewaltlosen Beherrschung des Elementaren in der Natur wie in den menschlichen Temperamenten kreist. 1953 versuchte er seine Leseerfahrung mit den Erzählmitteln des Radios einzuholen: durch eine Art inszenierter Lektüre, die sich selbst illustriert, mit Stimmen, mit Geräuschen und mit einer melodramatisch eingesetzten Musik. Die Produktion wurde zu einem Prototyp des epischen Hörspiels.
In seinem Alterswerk "Novelle" fasste Goethe unter dem Eindruck der Entwicklung der französischen Revolution seine Anschauungen über Kunst, Natur, Gesellschaft, Sitte und Frömmigkeit in kunstvoller Form zusammen. Wie es der Charakter der Novelle verlangt, steht die "unerhörte Begebenheit" im Mittelpunkt. In die idyllische Landschaftsbeschreibung während eines Spazierrittes einer aufgeklärten Adelsgesellschaft bricht das Unglück eines Jahrmarktsbrandes in der nahen Stadt: Ein Tiger und ein Löwe brechen aus. Als der Tiger die Fürstin zu bedrohen scheint, tötet ihr Begleiter Honorio - zur Verzweiflung der Schausteller - das zahme Tier. Dass das Tier harmlos gewesen sein muss, erfährt die staunende Hofgesellschaft angesichts eines Löwen, den das Kind der Schausteller - unwissend und arglos - in natürlicher Zuwendung besänftigt. "Zu zeigen, wie das Unbändige, Unüberwindliche oft besser durch Liebe und Frömmigkeit als durch Gewalt bezwungen wird, war die Aufgabe", schrieb Goethe 1827 nach Vollendung seiner "Novelle".

Mit Oskar Werner, Otto Collin, Käthe Gold, Erik Schumann, Willy Birgel, Therese Giehse, Arthur Mentz, Rüdiger Schulzki, Hanns Berhardt, Friedrich von Bülow, Kurt Ebbinghaus u.a.

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