Wohnprojekt Ragnitz Modell 1965

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Ö1 Kunstsonntag: Überblick

Begehung ungebauter Häuser

Ö1 Kunstsonntag: Begehung ungebauter Häuser

Wenn wir durch die Straßen einer Stadt flanieren, nehmen wir die gebaute Umgebung als gegeben an - schnell gewöhnt man sich an neue Häuser, neue Parks oder gar neue Stadtviertel. Wie aber würde diese Stadt aussehen, wirken und funktionieren, wenn uns solche Architektur umgäbe, die es über den Status einer Idee, eines Planes, eines Modells oder einer Vision nie hinausgeschafft haben?

Das ist eine Frage, die sich bei der Betrachtung von ungebauten Architekturen stellt. Zu einer radiophonen Begehung solcher nicht gebauten Häuser lädt der heutige Kunstsonntag: anhand von zwei Ausstellungsprojekten in Graz bzw. in Salzburg. Die eine Ausstellung heißt "Der Traum von einem Feentempel" und besteht aus Werken zeitgenössischer Künstlerinnen, die auf unrealisierte Entwürfe für Festspielhäuser in Salzburg reagieren. Im Mirabellgarten, am Mönchsberg, im Schloßpark Hellbrunn und am Kapuzinerberg findet diese vom Architekturhistoriker Norbert Mayr kuratierte Ausstellung - im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Salzburger Festspiele - statt.

Das zweite Projekt hingegen zeigt architektonische Visionen, die für Graz entworfen wurden und nie gebaut worden sind. "Ungebautes Graz" im Graz Museum, also dem ehemaligen Stadtmuseum, in der Sackstraße wurde von Ingrid Holzschuh zusammengestellt, sie ist ebenfalls Architekturhistorikerin. So unterschiedliche die Form dieser beiden Ausstellung ist - die eine zeigt künstlerische Interventionen im Außenraum, die andere originale Pläne, Skizzen und Modelle aus Archiven und Nachlässen - ihre Schnittstelle ist jene der Vision, die nicht realisiert worden ist und sich dennoch in die Stadt eingeschrieben hat.

In der Ö1 Radiosession tritt die Soundkünstlerin, Aktivistin und Musikerin Adele Knall auf - mit einer Akustikgitarre, die sie im Keller und mit Feldaufnahmen, die sie in der Stadt gefunden hat. Michael Neuhauser legt in den Milestones Dave Pikes Album "Pike's Peak" von 1962 auf; und Ilse Amenitsch präsentiert einen unveröffentlichten Text des steirischen Autors Mike Markart.

Das Literaturfeature in der Sendereihe Tonspuren ist dem Schweizer Poeten und Schriftsteller Robert Walser gewidmet, der die Öffentlichkeit zu meiden suchte und in der Fachwelt gefeiert wurde. Stefan Weber, der Gestalter der Sendung, beschreibt seinen Zugang so: "Das Feature lässt Robert Walser dort, wo er sich zeitlebens befand: in der eidgenössischen Einsamkeit. Deshalb sind auch Schweizer Schauspieler für die Produktion verpflichtet worden, die dem Duktus der Walserschen Sprache selbstredend durch ihre Muttersprache nahestehen und die sprachmusikalischen Eigentümlichkeiten herausschälen. Walser soll in seiner historischen Zeit belassen werden und seine Sprache soll vor allem eine 'nicht öffentliche' sein."

Service

Die Ausstellung "Ungebautes Graz" - Architektur für das 20. Jahrhundert ist noch bis 31. Jänner 2021 im Graz Museum zu sehen.

Ingrid Holzschuh

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Die Ausstellung "Der Traum von einem Feentempel" ist noch bis Jahresende in Salzburg zu sehen - die genauen Standorte der Kunstwerke im Mirabellgarten, im Schloßpark Hellbrunn, am Kapuzinerberg und am Mönchsberg sind online ersichtlich.

Norbert Mayr

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Sendereihe

Gestaltung

  • Anna Soucek