Finanzzusage beflügelt Börsenkurse

EU-Hilfe stützt Griechenland

Kaum hat sich die EU auf die Bedingungen für das Hilfspaket an Griechenland geeinigt, sind der Euro-Kurs und die Kurse von griechischen Finanzwerten deutlich gestiegen. Kredite für Griechenland sind hingegen billiger geworden.

Mittagsjournal, 12.04.2010

Hilfszusage wirkt bereits

Die Wirkung hat die Erwartungen schon heute übertroffen: Nach der Einigung auf die Bedingungen für die EU-Finanzhilfe an Griechenland ist der Leitindex der Börse in Athen heute um mehr als acht Prozent gestiegen. Noch viel wichtiger für das hochverschuldete Land ist aber, dass die Risikoaufschläge gesunken sind. Kredite für Griechenland werden also wieder billiger. Für Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit zahlt die Regierung in Athen heute um fast ein Prozent weniger als noch am Freitag.

Kann Athen Finanzkrise selbst lösen?

Allein die Ankündigung des EU-Hilfspakets könnte Griechenland also helfen, seine Finanzprobleme selbst zu lösen. Kornelius Purps, Anleihe-Stratege der UniCredit Bank in München sagt, das sei war ja die Hoffnung gewesen, dass Griechenland die Hilfe gar nicht in erst in Anspruch nehmen muss.

„EU-Hilfe gut, aber kein Sonderangebot“

Insgesamt 45 Milliarden Euro Kredit würden die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds Griechenland zu einem Zinssatz von 5 Prozent geben. Das sei zwar ein gutes Angebot im Vergleich zu den 6 Prozent Zinsen, die Griechenland in den letzten Wochen für Kredite zahlen musste, aber kein Sonderangebot meint der Anleihe-Stratege Purps: „Es kann sein, dass es für Griechenland nun günstiger wird, in den Märkten selbst Kredite aufzunehmen, als das Hilfspaket abzurufen.“

Hohe Zinsen fressen Einsparungen auf

Schon in den nächsten Wochen braucht die Regierung in Athen wieder frisches Geld: bis Ende Mai müssen 11,6 Milliarden Euro für Staatsanleihen zurückgezahlt werden. Die Höhe der Zinsen, zu denen Griechenland Geld aufnimmt, ist vor allem langfristig von Bedeutung, sagt Experte Kornelius Purps: „Pro Jahr muss Griechenland 50 Milliarden Euro refinanzieren. Für jeden Prozentpunkt mehr an Zinsen kämen pro Jahr 500 Millionen Euro an zusätzlichen Zinskosten dazu. Das ergibt über die Jahre mehrere Milliarden.“ Langfristig kann Griechenland sein Schuldenproblem nur mit einem strengen Sparpaket und Reformen im Land lösen. Zusätzliche hohe Zinsen wären dabei in jedem Fall eine weitere Belastung.

Währungsfonds verspricht 15 Milliarden Euro

Nach den Euro-Staaten präzisiert heute in Brüssel auch der Internationale Währungsfonds seine Hilfe für Griechenland. 15 Milliarden Euro will der IWF im Notfall als Kredit zur Verfügung stellen. 30 Milliarden Euro könnten von den Euro-Ländern

Mittagsjournal, 12.04.2010

Tag der Wahrheit

Morgen will sich Griechenland mehr als eine Milliarde Euro vom Markt holen. Geplant ist die Ausgabe von sechs und zwölf Monate laufenden Staatspapieren. Insgesamt knapp 12 Milliarden Euro braucht Griechenland für seinen Schuldendienst bis zum Sommer.

EU-Kredite zu 5 Prozent Zinsen

Die Bedingungen, die vor dem Wochenende am Markt geherrscht haben, sind für die Griechen alles andere als leicht. Deshalb haben die Eurostaaten gestern Klartext gesprochen und aus der vagen Hilfszusage ein konkretes Paket geformt. Im Notfall wird es von den Euro-Staaten Kredite mit drei Jahren Laufzeit geben, verzinst mit fünf Prozent. 30 Milliarden Euro insgesamt können so verliehen werden, 860 Millionen Euro wären Österreichs Anteil.

Warten auf Antrag aus Athen

Dazu stellt auch der Währungsfonds Geld zur Verfügung. Details werden heute in Brüssel besprochen, es gilt Abweichungen zwischen beiden Kreditgebern zu vermeiden. Dass der Plan steht, bedeutet noch nicht, dass das Geld morgen ausbezahlt wird. Das hängt von den Griechen ab, sie müssen die Hilfe beantragen. Für IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn steht der Währungsfonds nun aber bereit, sich an den Anstrengungen zu beteiligen.