Geringe Folgen für heimische Banken

Schuldenerlass für Griechenland?

Einige Ökonomen sprechen davon, dass für die Sanierung der griechischen Staatsfinanzen ein Schuldenerlass notwendig sein wird. Betroffen davon wären vor allem Pensionsfonds und europäische Banken, zu einem kleinen Teil auch österreichische Banken.

Mittagsjournal, 28.04.2010

Verzicht auf Forderungen

Wenn Staaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten, dann sind das keine guten Nachrichten - auch nicht für die privaten Investoren. Denn sie sehen mitunter nur mehr einen Teil ihres Geldes wieder - zuletzt ist das im Fall Argentinien geschehen. Dort hat die Regierung im Jahr 2001 den Staatsbankrott erklärt. Die privaten Gläubiger mussten damals auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten.

Atempause bis 2011

Im Fall Griechenland steht so ein Schuldenerlass nicht unmittelbar bevor - vorausgesetzt, das Hilfspaket der Euroländer und des IWF wird wie versprochen ausbezahlt, sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen-Zentral-Bank. Damit wäre Griechenland bis 2011 ausfinanziert, so Brezinschek. Schlagend könnte dieser Schuldenerlass aber ab Mitte 2011 werden. Betroffen wären dann Pensionsfonds ebenso, wie europäische Banken.

Geringes Investment heimischer Banken

Besonders viel Geld haben derzeit französische Banken investiert, mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar, deutsche Banken etwas weniger, nämlich 45 Milliarden US-Dollar. Österreichische Banken haben etwa vier bis fünf Milliarden US-Dollar in Griechenland investiert, davon aber nur einen kleinen Teil in griechischen Staatsanleihen, sondern vor allem im privaten Bereich, sagt Peter Brezinschek. Die Auswirkungen auf österreichische Banken dürften daher nicht allzu groß sein.

30 Prozent Quote für Griechenland?

Der Schuldenerlass für Griechenland könnte jedenfalls folgendes bedeuten: Die Gläubiger bekommen ihr Geld nicht rechtzeitig, sondern müssen sich auf längere Fristen einstellen. Sie bekommen niedrigere Zinsen, und ein Teil der ausständigen Schuld ist für immer verloren.
Auf die Frage, welcher Prozentsatz der Schulden im Fall Griechenlands erlassen werden könnte, nennt Brezinschek "eine Größenordnung von 30 Prozent". Er begründet das mit einem Vergleich anderer Restrukturierungen seit 1998: Russland, Pakistan, Ukraine, Ecuador, Uruguay und Argentinien. "Da war die durchschnittliche Restrukturierungsquote um die 50 Prozent."

Belastung für andere Staatsanleihen

Ein Schuldenerlass für Griechenland könnte auch Auswirkungen auf andere Euro-Länder haben, sagt Bank-Austria Chefanalyst Stefan Bruckbauer. Nämlich dann, wenn dadurch das Vertrauen in Staatsanleihen im allgemeinen leidet. In diesem Fall müssten sich Länder wie Portugal und Spanien darauf einstellen, dass es für sie deutlich teurer wird, sich Geld an den Finanzmärkten auszuborgen. Und das würde diese Länder noch mehr zum Sparen zwingen, und den ohnehin schon schwachen Konjunktur-Aufschwung in Europa bremsen.