Weltwirtschaftsforum Brüssel

Lloyd's: Haben Krise nicht gemacht

Das milliardenschwere europäische Rettungspaket wird von den Finanzmärkten freundlich aufgenommen. Einer der größten Akteure am Finanzmarkt, der Versicherungsmarkt Lloyd's in London begrüßt die europäische Einigung. Allerdings wehrt sich deren Vorsitzender gegen den Vorwurf, dass die Finanzmärkte und Spekulanten die Krise ausgelöst hätten.

Mittagsjournal, 11.05.2010

"Mutiger Schritt Europas"

Einige hundert Meter Luftlinie vom EU-Ratsgebäude entfernt tagt die Spitze der Weltwirtschaft. Die Entscheidung, ein 750 Milliarden Euro schweres Rettungspaket zu schnüren, begrüßen die Vertreter des World Economic Forum on Europe. Es sei ein mutiger Schritt gewesen, sagt Lord Peter Levene. Er ist der Vorsitzende von Lloyd's, der größten Versicherungsbörse mit Sitz in London: "Die Märkte haben einen großen Schritt erwartet. Und es war ein sehr mutiger Schritt, den die 27 EU-Länder gewagt haben. Und das Paket ist wirklich groß. Hoffen wir, dass so das Problem gelöst wird".

Probleme hausgemacht

Europa hat am vergangenen Wochenende auch beschlossen, den Spekulanten den Kampf anzusagen. Es sollen strengere Regeln für die Finanzmärkte gelten. Doch Lord Peter Levene hält das für ein Ablenkungsmanöver. Nicht die Märkte hätten einige EU-Länder in den Beinahe-Bankrott getrieben: "Die Märkte haben das Problem nicht ausgelöst. Sehen Sie sich nur Griechenland an, die haben ein fundamentales Wirtschaftsproblem, wie auch andere Länder. Die müssen ihre Probleme in den Griff bekommen. Die Leute dort können nicht sagen: Warum kann ich nicht mit 55 oder sogar mit 50 in Pension gehen. Der Rest Europas wird dafür nicht bezahlen".

Lob für EZB

Auf die Entscheidung der europäischen Finanzminister haben die internationalen Börsen mit einem Kursfeuerwerk reagiert, dennoch mahnt Lord Peter Levene zur Vorsicht. Es kann bis zu 6 Monate dauern, um festzustellen, ob die Maßnahmen tatsächlich fruchten. Als positiv hingegen bewertet er, dass die Europäische Zentralbank nun bereit ist, auch Staatsanleihen maroder EU-Länder zu kaufen. Eine Forderung, die in den vergangenen Wochen immer wieder von den Märkten an die EZB gerichtet wurde - diese hatte das stets abgelehnt. "Das war keine symbolische Entscheidung, sondern eine pragmatische. Die EZB hat gemerkt, dass sie sich einmischen muss. Hoffen wir, dass es reicht".

Märkte jetzt beobachten

Dass der Internationale Währungsfonds das europäische Hilfspaket unterstützt, sieht der Vorsitzende von Lloyd's als positiv. Damit sei ein starkes Zeichen gesetzt worden, das die Bedeutung des Euro unterstreicht. Aber nochmals betont er - erst in den kommenden Wochen werde sich zeigen, ob dieses Paket auch nachhaltig greift.