150 Jahre Schulzentrum Friesgasse

Frieden beginnt im eigenen Haus

Das Zusammenleben von Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern und mit unterschiedlichen Religionen birgt Spannungen in sich. Es kann aber auch positiv als Herausforderung gesehen werden: so im Schulzentrum Friesgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk, einem Bezirk mit besonders vielen Migranten.

Im Schulzentrum Friesgasse, das von der katholischen Ordensgemeinschaft der Schulschwestern geführt wird, wird Friedensarbeit großgeschrieben.

Seit Jahren sind etwa sogenannte Peer-Mediatoren, also Streitschlichter, im Einsatz. Zahlreiche Workshops widmen sich der Friedenserziehung.

Palästinensische Friedensaktivistin zu Gast

Und im heurigen Jubiläumsjahr "150 Jahre Schulzentrum Friesgasse" war unter anderem kürzlich die palästinensische Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser zu Gast.

Aufmerksam lauschten die 11-jährigen Schülerinnen und Schüler der 1a-Klasse der Friedensaktivistin, die ihnen mit einfachen Worten den Hintergrund für den Nahostkonflikt erklärte. Sie erzählte von den beiden Völkern, die seit Jahrzehnten um ein Land streiten bis zur schwierigen Situation heute: "Beide - Israelis und Palästinenser - sagen: das Land gehört uns. Aber es sollten doch alle Menschen mit den gleichen Rechten in Frieden leben können!"

Schwerpunkt: Nahostkonflikt

Der Nahostkonflikt bildet ein Schwerpunkt-Thema im heurigen Jubiläumsjahr der Schule. So wurde etwa auch ein Sozialprojekt gestartet. Alle Erlöse von Veranstaltungen im Laufe dieses Jahres kommen bedürftigen Familien in Israel sowie in den palästinensischen Gebieten zu Gute.

Gute Schulatmosphäre

Einer der Schüler ist Dinko T. Der gebürtige Kroate besucht die 7. Klasse Realgymnasium. Er meint, die Atmosphäre in der Schule sei toll, die Kommunikation stimme, man sei eine große Gemeinschaft.

Und er zeigt auf das sogenannte "Friedensband", das auf die Wände in den Gängen der Schule gemalt ist und das gesamte Gebäude durchzieht: "Das Wort Friede kann man hier in den verschiedensten Sprachen lesen. Es soll darauf aufmerksam machen, dass alle in Frieden miteinander leben sollen."

1.500 Schüler unterschiedlicher Herkunft

Alle Miteinander in Frieden leben - auf das Schulzentrum Friesgasse bezogen bedeutet diese Ziel:

Mehr als 1.500 Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft, mit vierzig verschiedenen Erstsprachen und 20 unterschiedlichen Religionsbekenntnissen bzw. Konfessionen sind hier unter einem Dach.

Offene Türen für Migrantenkinder

Schwester Karin Kuttner leitet seit knapp 20 Jahren das Schulzentrum Friesgasse. Sie betont dessen besondere Lage im 15. Wiener Gemeindebezirk, wo es viele Migrantenfamilien gibt.

Als Ordensgemeinschaft der Schulschwestern seien sie hier bewusst nicht in einem Nobelbezirk, weil sich die Gemeinschaft den ärmeren Schichten verpflichtet fühle. So seien etwa im Zuge des Bosnienkrieges viele muslimische Flüchtlingskinder in der katholischen Schule aufgenommen worden, wodurch sich diese verstärkt mit dem Islam konfrontiert sah.

Weltreligionen unter einem Dach

In der Folge habe man islamischen Religionsunterricht angeboten, so Schwester Kuttner. Heute ist die religiöse Landschaft in der Schule besonders vielfältig:

Neben Muslimen und natürlich in erster Linie Christen, finden sich etwa auch Hindus, Buddhisten und Sikhs unter den Schülern.

Ziel: In Frieden miteinander leben

Durch Erziehung und Bildung Gesellschaft positiv verändern, das sei ein Grundsatz in der Tradition der Schulschwestern, so Schwester Karin Kuttner:

"Unser Ziel ist es, den Kindern möglichst viel an gegenseitiger Toleranz und Wertschätzung mitzugeben. Dass sie hier bereits lernen, in Frieden miteinander zu leben und später nicht aufeinander schießen."

Projekt: Peer-Mediation

Dennoch gibt es natürlich auch im Schulzentrum Friesgasse Spannungen und Konflikte. Jedoch ist man von Seiten der Schule überzeugt: Friede beginne im eigenen Haus. So wurde unter anderem bereits vor knapp zehn Jahren die so genannte Peer-Mediation eingeführt.

Dabei versuchen eigens als Mediatoren geschulte Schülerinnen und Schüler - peers genannt - auftretende Konflikte zu schlichten.

"Oft sind es Konflikte, die aufgrund der unterschiedlichen Sprachen entstehen. Schüler fühlen sich dadurch ausgeschlossen. Da ist es dann gut, mit älteren Schülern darüber zu reden", erklärt Nikola Hahn, die als dafür zusätzlich ausgebildete Lehrerin das Projekt begleitet.