Im Journal zu Gast: Shlomo Avineri, Historiker
Nahost-Friedensprozess gescheitert
Der Nahost-Friedensprozess von 1993 ist gescheitert: das sagt Shlomo Avineri, einer der anerkanntesten israelischen Historiker. Die Kluft auch zwischen den gemäßigsten Parteien beider Seiten sei zu groß, um eine Annäherung zustande zu bringen, so Avineri im Ö1 Mittagsjournal zu Gast.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.06.2010
Shlomo Avineri im Ö1 Journal zu Gast bei
Geduld und Realismus nötig
Der Nahost-Konflikt sorgt fast täglich für Schlagzeilen, und sehr oft sind die Meldungen negativ. Der Friedensprozess, der Israelis und Palästinenser zu einem friedlichen Nebeneinander führen soll, steckt fest, die internationalen Vermittlungsbemühungen kommen nicht und nicht voran. Die USA treten ebenso auf der Stelle wie die Europäer. Dabei spitzt sich die Lage immer wieder gefährlich zu, zuletzt bei der Auseinandersetzung um die Blockade des Gaza-Streifens.
Geduld ist nötig - und Realismus, sagt Shlomo Avineri, der schon in den 70er Jahren Generaldirektor des israelischen Außenministeriums gewesen ist, mit Ägypten verhandelt und sich als Historiker einen Namen gemacht hat. Heute, mit 77 Jahren, ist er emeritiert, aber kein bisschen zurückhaltend oder leise, wenn es um die ungeliebte Regierung Netanyahu geht oder um Verhandlungen mit der radikalislamischen Hamas.
Ziel: Permanenter Waffenstillstand
Der Nahost-Friedensprozess von 1993 ist gescheitert, so Shlomo Avineri. Die Kluft auch zwischen den gemäßigsten Parteien beider Seiten sei zu groß, um eine Annäherung zustande zu bringen. Jetzt gelte es Alternativen zu finden. Auch in anderen großen Konflikten wie in Kosovo, Bosnien, Zypern habe es auch keine umfassenden Friedenslösungen gegeben, aber zumindest Verhandlungen für einen erfolgreichen permanenten Waffenstillstand gegeben und damit die Reibungen minimalisiert. Das gelte es auch im Nahost-Konflikt zu tun.
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