Versuch gegen Extremisten vorzugehen

Syrien verbietet Studentinnen Burka

Syrien Präsident Assad sorgt sich um die säkulare Prägung der Gesellschaft des Landes. Ab kommenden Herbst dürfen Frauen an staatlichen und privaten Universitäten keine Burka mehr tragen. Damit will Assad verhindern, dass Extremisten und Islamisten den Bildungssektor unterwandern.

Mittagsjournal, 20.07.2010

Von Jens Wiening

"Keine akademische Gepflogenheit"

Für Syriens Präsident Baschar al-Assad besteht die größte Herausforderung darin, "dass unsere Gesellschaft säkular bleibt". Man dürfe nicht passiv sein und nur an den eigenen Schutz denken. Man müsse sich einmischen. "Die Herausforderung ist der Extremismus im Nahen Osten", sagt Baschar al-Assad. Es sind keine leeren Worte, die Assad von sich gibt. Jetzt hat sein Hochschulminister beschlossen, dass Frauen an staatlichen und privaten Universitäten ab dem kommenden Semester ihre Gesichter nicht mehr verschleiern dürfen. Das entspreche nicht den akademischen Gepflogenheiten, wird der Minister zitiert. Außerdem müssten die Studenten vor radikalen Gebräuchen geschützt werden.

1200 Lehrerinnen versetzt

Erst vergangene Woche wurden offenbar 1200 Lehrerinnen aus dem Schuldienst in andere Verwaltungen versetzt. Dahinter steckt die wohl Angst, dass Islamisten den Unterricht unterwandern. Ein gesetzliches Verbot für Ganzschleier an Universitäten oder Schulen gibt es aber nicht. Zu groß ist offenbar die Sorge, die Konservativen im Land gegen sich aufzubringen.

Trennung streng Gläubiger von Extremisten

Präsident Assad versucht zu trennen zwischen streng Gläubigen und den Extremisten. "Die Extremisten benutzen doch nur den Deckmantel der Religion oder des Islam, um Anhänger zu gewinnen", sagt er. "Die tun nur so, als ginge es ihnen um die Religion." Er glaube nicht, dass sie von dem überzeugt seien, was sie täten. "Einige sind zwar verblendet von der Religion. Diese spielen aber keine Rolle", erklärt Assad. "Den anderen geht es nur darum: Wie können wir Einfluss ausüben?"

Gegen Islamisten und PKK

Schon seit Jahren kämpft Syrien auch militärisch gegen Islamisten. Höhepunkt war ein regionaler Aufstand in den 1980er Jahren, der brutal niedergeschlagen wurde. Doch Assad geht nicht nur gegen Islamisten vor. Mit der Türkei bekämpft er im gemeinsamen Grenzgebiet auch die PKK.

"In jeder Religion Extremisten"

"Es wird immer Extremisten geben, in der Politik, in der Religion, im Christentum, im Islam, im Judentum", sagt Assad. "So lange es Leute mit einem weiten, geistigen Horizont gibt, braucht man sich keine Sorgen zu machen, egal welchen Deckmantel die Radikalen sich aussuchen, um neue Anhänger zu werben." Sorge mache ihm die Frage, ob die Menschen diesen Versuchen widerstehen könnten.

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