Erfolgreiche internationale Vorbilder

Lehrer: Experten bevorzugen Bundesmodell

Bund und Länder streiten um die Zuständigkeit für das Schulwesen und die Lehrer. Der Bund will die ganze Macht, die Länder aber auch. Das ist aber nicht nur eine Frage von Macht und Einfluss. Bildungsforscher sehen auch einen Zusammenhang der Strukturen mit dem Erfolg von Bildungssystemen: Schlanke Verwaltungen sind im Vorteil. Das spricht für das Modell Bund.

Morgenjournal, 14.08.2010

Erfolgreiche Beispiele

Staaten, die beim PISA-Test zu den Besten gehören, weisen meistens sehr schlanke Verwaltungsstrukturen im Bildungsbereich auf. Das zeigen internationale Vergleiche, die das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) angestellt hat. Österreich zählt bei PISA nicht zu den Besten - und wir haben ein bürokratisches, hierarchisches und stark reguliertes System der Schulverwaltung. Länder wie Finnland, Kanada, Neuseeland haben schon vor Jahren neue dezentrale Formen zur Steuerung der Schulen eingeführt - und haben heute Top-Bildungsergebnisse.

Klare Vorgaben

Kurt Schmid vom ibw meint, dass das eher gegen ein Ländermodell spricht. In erfolgreichen Ländern lege der Bund den Rahmen fest, habe die Kompetenzen an die Schulen selbst delegiert und ein Evaluierungssystem eingeführt haben. Das ist in etwa die Bundesposition zur Reform der Schulverwaltung. Für Österreich würde das laut Bildungsforscher Schmid bedeuten, "dass man den Lehrerarbeitsmarkt öffnen muss und die Schulen ihre Lehrer selbst rekrutieren".

Möglicher Kompromiss

Der Bund dürfe die Sache keinesfalls völlig aus der Hand geben, weil sonst noch kompliziertere und ineffizientere Strukturen drohten. Ganz wichtig seien auf jeden Fall ein bundeseinheitliches Lehrer-Dienst- und Besoldungsrecht, eine Schulautonomie und das volle Controlling des Bundes über Lehrer-Anstellung und -Besoldung, sagt Kurt Schmid.

Sprich: auf die geplanten Bildungsdirektionen in den Ländern müsste der Bund Zugriff haben, sie sollten in jedem Fall in mittelbarer Bundesverwaltung bleiben. Kurt Schmid sieht darin einen möglichen Kompromiss zwischen der Bundes- und Länderposition. Ein möglicher Kompromiss, aber nur die zweitbeste Lösung, betont Schmid. Denn die Fakten lägen auf dem Tisch. Viele Zuständige verderben die PISA-Ergebnisse.