Ein Soldat tot, mehrere verletzt

Nordkorea beschießt Südkorea mit Granaten

Die Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea haben sich am Dienstag gefährlich zugespitzt. Das nordkoreanische Militär feuerte Artilleriegranaten auf die südkoreanische Insel Yeongpyeong. Ein Soldat soll tot sein, mehrere verletzt. Korea-Experte Markus Tidten spricht darüber, was hinter dieser neuerlichen Krise stecken könnte.

Mittagsjournal, 23.11.2010

Präsident im Bunker

Über der kleinen südkoreanischen Insel Yeon Pyeong hängen riesige Rauchwolken, vor der Küste kreuzen Kriegsschiffe. Der südkoreanische Präsident Lee Myong Bak sitzt in einem unterirdischen Bunker, er hat seine engsten Berater um sich versammelt, zu einer Dringlichkeitssitzung. Die Lage ist ernst.

Bevölkerung in Angst und Schrecken

Angespannt und ängstlich verfolgen die Menschen in Seoul die jüngsten Berichte im Fernsehen. Soeben schildert ein Bewohner von Yeon Peong, wie er mit einem Fischerboot von der Insel fliehen konnte.
"Auf unserer Insel leben 1.200 bis 1.300 Menschen, berichtet er, die meisten haben die Bunker aufgesucht, wo sie hoffentlich in Sicherheit sind. Er selbst sei sofort zu seinem Boot gelaufen, als der Angriff begonnen hat. Dutzende Granaten seien auf die Insel niedergegangen.", so ein Augenzeuge.

Krieg nie beigelegt, nur Waffenstillstand

Seine Erzählungen und die Berichte über den Gegenangriff des südkoreanischen Militärs machen betroffen. "Ich bin Reservist, jetzt werde ich wahrscheinlich eingezogen, eigentlich habe ich Angst.", so ein junger Mann und ein Priester meint: "Das ist der schwerste Zwischenfall seit dem Ende des Korea Krieges."

Und das ist richtig. Kleinere Scharmützel gibt es immer wieder zwischen Nord- und Südkorea. Immerhin haben die beiden Staaten den dreijährigen Krieg Anfang der Fünfziger Jahre niemals offiziell beendet, aber die latenten Spannungen haben sich in diesem Jahr deutlich verschärft, nicht zuletzt wegen des Untergangs eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März bei dem 46 Seeleute ums Leben kamen.

Mächtiger Nachbar ruft zur Besonnenheit auf

Die jüngste Eskalation sorgt international für Aufregung besonders besorgt zeigt sich China, der einzige Verbündete, den das isolierte Nordkorea hat.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking fordert beide Seiten auf, den Frieden zu wahren und zu den 6-Parteiengesprächen zurückzukehren, bei denen man die Führung in Pjöngjang zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegen will. Die Verhandlungen der beiden koreanischen Staaten, der USA, Russlands, und Japan sind aber seit etwa zwei Jahren ausgesetzt.

USA wegen Atomprogramm beunruhigt

So kommen jetzt von allen Seiten Aufrufe zur Mäßigung, aus Russland, aus Japan und aus den USA, die die Mahnung mit einer scharfen Verurteilung des nordkoreanischen Angriffs verknüpfen. Wörtlich heißt es in einer Erklärung des Präsidialamtes in Washington, noch seien keine US-Truppen in die Vorgänge verwickelt. Beunruhigt sind die USA wegen Nordkorea ohnehin schon seit einigen Tagen. Denn einem US-Atomwissenschaftler ist bei einem Besuch in dem kommunistischen Staat eine neue hochmoderne Urananreicherungsanlage vorgeführt worden. Und jetzt das.

Nordkorea droht wieder

Nordkorea selbst hat bis vor kurzem geschwiegen. Nun wirft es Südkorea vor, zuerst das Feuer eröffnet zu haben und droht weiter mit - so wörtlich - unbarmherzigen Militärschlägen, sollte Südkorea die umstrittene Seegrenze auch nur um einen Tausendesten Millimeter verletzen.

Mittagsjournal, 23.11.2010

Interview mit Korea-Experten Markus Tidten von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin

UNO Dringlichkeitssitzung

NATO, EU und USA haben den Beschuss verurteilt, China rief zur Mäßigung auf. Die UNO plant eine Dringlichkeitssitzung.

Abendjournal, 23.11.2010

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