Zusatzmittel für Forschung und Bildung

Genetiker Penninger für Uni-Milliarde

Der Star-Genetiker Josef Penninger, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für molekulare Biotechnologie in Wien, fordert im Ö1-Interview "Im Journal zu Gast" eine Milliarde Euro zusätzlich für Ausbildung und Universitäten. Das sollte sich Österreich leisten, sagt er und verweist auf Beispiele wie Kanada und Singapur, die er aus eigener Erfahrung kennt.

"Was sonst sollte sich Österreich leisten?"

Der Genetiker Josef Penninger im Interview "Im Journal zu Gast" am 27.11.2010 mit

"Manhattan-Projekt" für Österreich

Penninger zeigt sich enttäuscht von der aktuellen Wissenschafts- und Bildungspolitik in Österreich: "Mir fehlt eine wirkliche Vision für das Land - ein 'Manhattan-Projekt' für Österreich." Und das könnte ja nur Bildung und Forschung sein, so Penninger. Seiner Ansicht nach sollten Förderung von Universitäten, "vernünftige" Organisationen in Schulen, Integration von Ausländern schon im Kindergarten, Förderung von Spitzenwissenschaften politisch völlig außer Frage gestellt sein.

Zusatzmilliarde für die Unis

Forschungskooperationen mit Unternehmen begrüßt Penninger, meint aber, dass Grundlagenforschung großteils vom Staat übernommen werden sollte: "Wir bräuchten eine Zusatzmilliarde für Ausbildung und Universitäten", fordert der Wissenschaftler. "Dass Österreich sich das nicht leisten kann, ist mit Verlaub vollkommen unakzeptabel für mich. Wenn wir uns nicht eine Milliarde leisten können, damit wir gute Leute ausbilden, die dann Firmen gründen, die dann Steuern zahlen, Wohlstand fürs Land erhalten werden - was sollen wir uns dann leisten? Das sollte so außer Zweifel stehen, dass man da gar nicht diskutieren muss."

Fördern, wo wir gut sind

Penninger ist auch für gezielte Förderungen von Bereichen, in denen Österreich gut ist. Als Beispiele nennt er die Quantenphysik in Innsbruck, die Mathematik in Linz, die Materialforschung in Graz oder die Biologie an "seinem" Campus. Man sollte sagen, so Penninger: "Diese Plätze fördern wir mit wirklich viel Geld und da haben wir auch eine Chance, dass wir international reüssieren." Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: "Die Reputation für das Land wirkt weit über das lokale Kolorit hinaus."

Ein Vorzeigeprojekt

Dennoch bereut Penninger nicht, dass er nach einer internationalen Karriere nach Österreich zurückgekommen ist. Hier habe man innerhalb von sieben Jahren ein Vorzeigeprojekt geschafft, mit dem man sich nicht verstecken brauche. Das Institut müsse aber noch wachsen, um eine "kritische Masse" an guten Wissenschaftlern zu erreichen und langfristig "in der Meisterschaft" mitzuspielen. Und es sollte noch viel mehr solche Institute geben: "Wir sollten 20 Institute wie unseres haben, wo die guten jungen Österreicher ihre Talente ausleben können."

Fliegengene und Rückenschmerzen

Aktuell sei sein Institut zum "Weltzentrum für Fliegengenetik" geworden, schildert Penninger. Anhand von Fliegen forsche man nach Genen, die Fettsucht kontrollieren, Herzversagen und Infektionen regulieren. In der letzten Woche erst habe man eine Arbeit veröffentlicht, in der über Schmerzen von Fliegen eine genetische Mappe für Schmerz entwickelt wurde. Davon ausgehend habe man festgestellt, dass das gleiche Gen beim Menschen mit chronischen Rückenschmerzen involviert sei.