Lage bleibt angespannt
Tunesien: Hoffnung auf neue Regierung
Die Lage in Tunesien bleibt nach der Flucht des autoritären Präsidenten Ben Ali weiter angespannt. Immer wieder kommt es zu Gewaltausbrüchen. Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi will jetzt eine Übergangsregierung vorstellen, in der die bisherige Opposition angeblich drei Ministerposten erhält.
8. April 2017, 21:58
Weiter Gewalt in Tunis
Tunesien kommt nicht zur Ruhe, im Gegenteil vor allem die Hauptstadt Tunis wird von einer neuen Welle der Gewalt erschüttert. Immer wieder fallen Schüsse.
Die Armee greift den Präsidentenpalast an, dort sollen sich Mitglieder der Leibgarde des gestürzten Präsidenten Ben Ali verschanzt halten. Die Soldaten sind allgegenwärtig. Sie verfolgen marodierende Schützen, die mit Taxis durch die Straßen fahren und wahllos auf Passanten feuern, um Chaos zu verbreiten.
Morgenjournal, 17.01.2011
Hoffnung auf neuer Regierung
Die politische Zukunft Tunesiens ist derzeit völlig ungewiss. Die Armee hat den Chef der früheren Leibgarde des gestürzten Präsidenten Ben Ali verhaftet, sie wirft ihm vor, für die Gewalt gegenüber Demonstranten verantwortlich zu sein. Aber derzeit weiß niemand, welche Rolle das Militär künftig spielen wird.
Übergangspräsident Foued Mebazza verspricht eine Regierung der nationalen Einheit. Er hat Ghannuchi damit beauftragt, Gespräche mit der Opposition zu führen. Über den Stand der Verhandlungen wird nur wenig bekannt: Leute, die sich in der früheren Regierung die Hände schmutzig gemacht haben, können wir in einer Einheitsregierung nicht brauchen, so ein Sprecher der oppositionellen progressiven demokratischen Partei in einem BBC Interview.
Neuer Präsident in 60 Tagen
60 Tage haben Mebazaa und Ghannouchi Zeit, dann muss gemäß der Verfassung ein neuer Präsident gewählt werden. Ob die beiden früheren Gefolgsleute Ben Alis aber einen politischen Wandel einleiten wollen oder können, bleibt die große Frage.
Unruhen auch in anderen Ländern
Mittlerweile wollen sich arabische Oppositionsbewegungen Tunesien zum Vorbild nehmen. In der jementischen Hauptstadt Sanaa rufen tausend Studenten zum Sturz der Regierung auf, ähnliche Demonstrationen gibt es auch im Libanon und in Jordanien. Autokratische Herrscher im arabischen Raum beginnen um ihre Macht zu bangen. Vor allem einer versteht die Welt nicht mehr: Muammar Ghaddafi, der libysche Revolutionsführer zeigt sich empört über den Aufruhr in Tunesien. Er singt geradezu ein Loblied auf den vertriebenen Präsidenten, für ihn ist Ben Ali nach wie vor der rechtmäßige Herrscher.
Morgenjournal, 17.01.2011
Die Lage in Tunesien ist nach wie vor unübersichtlich - und sie ist vor allem in der Hauptstadt Tunis nach wie vor gefährlich. Immer wieder fallen Schüsse. Für das ORF-Radio ist Karim El-Gawhary in Tunis