Ernteausfälle, Fleischkonsum und Spekulanten

Lebensmittel werden teurer

Die Lebensmittelpreise sind weltweit so hoch wie seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr, das geht aus einer Studie der Vereinten Nationen hervor. Das liegt vor allem an den hohen Preisen für landwirtschaftliche Rohstoffe. Der Trend der steigenden Lebensmittelpreise wird sich fortsetzen, sagen Analysten.

Mittagsjournal, 08.02.2011

Preissteigerung durch Ernteausfälle

Hinter den hohen Lebensmittelkosten stecken vor allem steigende Preise für agrarische Rohstoffe wie Weizen, Zucker, Kaffee oder Palmöl. Grund dafür sind etwa Ernteausfälle in wichtigen Exportländern, sagt Rohstoffanalystin Michaela Kuhl von der Commerzbank in Frankfurt: "Wenn man sich das erste Halbjahr 2010 anschaut, da sieht man: Als es die großen Ernteausfälle bei Weizen in Russland gab, zogen die Preise massiv an."

Globaler Fleischkonsum steigt

Auch die Überschwemmungen in Australien haben den Weizenpreis getrieben. Wegen der weltweit steigenden Nachfrage nach den Rohprodukten werde sich der Trend der steigenden Lebensmittelpreise auch in den nächsten Jahren fortsetzen, glaubt Analystin Kuhl. Denn die Weltbevölkerung nimmt zu und die Ernährungsgewohnheiten in den Schwellenländern verändere sich.

Vor allem werde weltweit mehr Fleisch konsumiert: "Demenentsprechend steigt auch die Nachfrage von Agrarrohstoffen als Futtermittel. Insbesondere sind hier zu nennen Mais und Sojabohnen." Ein weiterer Grund sei die steigende Produktion von Biotreibstoffen.

Kosten tragen die Kunden

Wie viel von den Preissteigerungen Hersteller, Verarbeiter und Handel letztlich an die Kunden weitergeben, könne man schwer einschätzen, so Kuhl. Große Lebensmittelfirmen wie Nestlé, Danone oder der Konsumgüterkonzern Unilever haben jedenfalls schon angekündigt, höhere Rohstoffkosten an die Kunden weiterzureichen.

Tendenziell steigen die Lebensmittelpreise also weiter. Zwischendurch könnte es aber bei einzelnen Produkten Entspannungen geben, etwa wenn in einem Jahr beispielsweise Getreideernten besonders reichhaltig ausfallen, so Analystin Michaela Kuhl. Etwa bei Zucker und Kaffee könne es bei guter Ernte zu einer Preisdämpfung führen.

Lebensmittelspekulanten und Hungerrevolten

In den letzten Jahren haben Investoren an den Finanzmärkten die landwirtschaftlichen Rohstoffe zunehmend als lohnendes Investment entdeckt, daher hat auch die Spekulation einen Anteil an den Preissteigerungen. Unter den hohen Lebensmittelpreisen leiden vor allem Bewohner von ärmeren Ländern. Auch in Tunesien und Ägypten haben hohe Lebensmittelpreise, besonders für Brot, die Unruhen begünstigt.