Militär übernimmt Führung
Mubarak zurückgetreten
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak ist am Freitag zurückgetreten und hat die Führung des Landes in die Hände des Militärs gelegt. Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo brachen die Menschen in lauten Jubel aus. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen setzte sich Mubarak am Nachmittag nach Sharm el-Sheikh ab.
27. April 2017, 15:40
Abendjournal 10.2.2011
Was wird aus Suleiman?
Die Ära Mubarak ist nach 30 Jahren zu Ende, Ägypten steht vor einer historischen Zäsur. Vizepräsident Omar Suleiman erklärte am Freitag im staatlichen Fernsehen, Mubarak sei zurückgetreten und habe die Führung des Landes in die Hände der Streitkräfte gelegt. Es wurden keine weiteren Angaben gemacht. Mubarak hatte sich kurz zuvor nach Angaben des staatlichen Fernsehens in den Badeort Scharm el Scheich abgesetzt.
Unklar blieb die Rolle Suleimans, dem Mubarak am Vortag weitere Amtsvollmachten übertragen hatte. Das Militär kündigte für den Abend eine weitere Erklärung an.
Die Menschen jubeln
Mit lautem Jubel und Siegesgesängen feierte die ägyptische Opposition den erzwungenen Rücktritt. Auf dem zentralen Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo tanzten und hüpften Hunderttausende Regimegegner unter ägyptischen Fahnen, wie Augenzeugen berichteten. "Das Volk hat das Regime gestürzt", skandierten Demonstranten. Oppositionspolitiker und Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei sagte laut BBC: "Das ist der schönste Tag meines Lebens."
Text: dpa, Audio: ORF
Ein Pharao am ägyptischen Thron
30 Jahre lang war er an der Macht: Hosni Mubarak, genannt "der Pharao", weil er uneingeschränkt und hart herrschte. Geboren wird Mubarak 1928 in einem Dorf in Unterägypten. Er durchläuft zunächst eine klassische Militärkarriere und ist einer der ersten ägyptischen Offiziere, die in den 1950er Jahren in der Sowjetunion ausgebildet werden.
Frieden mit Ägypten
Sein politischer Aufstieg in der Heimat: zunächst wird er stellvertretender Verteidigungsminister, dann Oberbefehlshaber der Armee und schließlich Vizepräsident. Als dieser folgte er 1981 dem ermordeten Präsidenten Anwar Al-Saddat als Staatschef nach. Mubarak übernimmt ein Ägypten, das wegen seines separaten Friedens mit Ägypten völlig isoliert ist.
Liebkind der USA
Es ist aber Mubaraks diplomatischem Geschick zu verdanken, dass Ägypten seinen Platz inmitten der arabischen Staaten wiederfinden und gleichzeitig am Frieden mit Israel festhalten kann. International bringt das Mubarak enorme Hochachtung ein. Er wird zu einem der wichtigsten Partner der USA im Nahen Osten und gilt spätestens seit dem Anschlag vom 11. September als Bollwerk gegen den Islamismus.
30 Jahre Ausnahmezustand
Doch um welchen Preis? In Ägypten herrschte de facto 30 Jahre lang Ausnahmezustand. Menschenrechte und Bürgerfreiheiten wurden brutal unterdrückt. Über all das sieht man im Westen geflissentlich hinweg. Bis zuletzt fühlt sich der 82-jährige Mubarak unantastbar.
Glaubwürdigkeit verspielt
Als Ende Jänner die Massenproteste losbrechen, glaubt er noch immer, die Menschen mit patriotischen Worten und halbherzigen Zugeständnissen beschwichtigen zu können. Dass er die Demonstranten von der Polizei und dem bezahlten Mob dann brutal niederprügeln lässt, damit hat Mubarak dann das bisschen, das ihm noch an Glaubwürdigkeit geblieben war, endgültig verspielt.