Die ganze Nacht gefeiert
Mubarak weg - Demos bleiben
Nach dem Abgang von Staatschef Hosni Mubarak ist in Ägypten die ganze Nacht über gefeiert worden. Die Demonstranten werden sich auch erst zurückziehen, wenn klar ist wie es weitergeht. Zumindest einen Zeitplan für den Übergang zu einer Demokratie wird die Militärführung vorlegen müssen. Unklar ist auch das weitere Schicksal Mubaraks.
27. April 2017, 15:40
Baraba Ladinser aus Kairo
im Ö1 Morgenjournal-Gespräch am 12.02.2011 mit Christian Williwald
"Man hört auf uns"
In Kairo herrschen Euphorie und Volksfeststimmung. "Die haben nicht mehr aufgehört zu feiern. Es ist unglaublich wie glücklich Menschen sein können", schildert ORF-Sonderkorrespondentin Barbara Ladinser die Nachtstunden in der ägyptischen Hauptstadt. Was die Ägypter so bewegt, ist die Erfahrung, dass man auf sie hört, dass sie etwas zählen. So hat es einer der Feiernden auf dem Tahrir-Platz ausgedrückt.
Einfache Theorie
Als nächstes müsste nun in Ägypten eine Übergangsregierung eingerichtet werden - wer daran teilnimmt, ist noch nicht klar. Diese Regierung müsste dann Wahlen ausschreiben aus denen ein neues Parlament und hervorgeht, das eine neue, demokratische Verfassung beschließt - das ist die Theorie. Aber so einfach wird es nicht sein.
Einfluss der USA
Die Macht hat nun ein Militärrat, geführt vom bisherigen Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi. Von ihm ist bekannt, dass er Reformen bisher eher abgelehnt hat, aber keine Konflikt vor allem mit Israel sucht. Starker Einfluss auf das Militär kommt aber von den USA und auch ein bisschen von der EU.
Moslembrüder als islamische Partei?
Offen ist auch noch die Rolle der Moslembruderschaft. Sie haben dem Militär für seine neutrale Haltung gedankt und in den Jubel eingestimmt. Doch nun kommt eine Zerreißprobe auf die Moslembrüder zu. Sollte es wirklich zu einem demokratischen System kommen, werde sie entscheiden müssen, ob sie eine Bewegung bleiben oder eine Partei werden. Es besteht jedenfalls die Chance, dass eine islamische Partei ganz normal in einen politischen Prozess integriert und das Islam-Phantom entdämonisiert wird.
Was ist mit Mubarak?
Das Schicksal von Hosni Mubarak ist noch unklar. "Jetzt ist er einmal weg, von dem redet jetzt keiner", schildert Ladinser die Stimmung in Kairo. Es ist denkbar, dass sich Mubarak in seiner Villa in Sharm el Scheich zurückzieht und dort in Ruhe gelassen wird. Es gibt aber auch Forderungen, dass Mubarak zur Rechenschaft gezogen wird.
Forderungen an das Militär
Die Besetzung des Tahrir-Platzes ist aber immer noch nicht zu Ende: Die Leute werden bleiben, bis sie vom Militär einen Zeitplan bekommen. Wichtig ist vor allem, dass die Notstandsgesetze aufgehoben und Pressefreiheit gewährt wird sowie politische Gefangene freigelassen werden. "So schnell gehen diese Leute nicht weg, die wollen etwas in die Hand bekommen."