Vorbild Ägypten

Iranische Opposition sieht Auftrieb

Um die Opposition im Iran war es länger ruhig. Jetzt aber, nach den Umbruchszenen in der Maghreb-Region und im Nahen Osten, wird sie plötzlich wieder aktiv. Sie erhofft sich von den Protesten in Kairo Aufwind, um das Regime von Präsident Ahmadinejad zu stürzen.

Mittagsjournal, 14.02.2011

Kundgebung untersagt

Die Atmosphäre in Teheran ist unklar, derzeit weiß niemand, ob es der Opposition wie geplant gelingen wird, eine Demonstration auf die Beine zu stellen. Denn die Kundgebung ist von oberster Stelle untersagt worden und ob die Bevölkerung tatsächlich bereit ist, sich einem Protestmarsch zum Azadi-Platz anzuschließen, ist fraglich.

Posch: Lage angespannt

Walter Posch von der Stiftung Wissenschaft und Politik: inwieweit es der grünen Bewegung gelinge, Leute auf die Straße zu bringen, sei derzeit nicht absehbar. Die Lage sei aber extrem angespannt.

Oppositionelle verhaftet

Eines ist allerdings sicher: das Regime wird alles unternehmen, um die Kundgebung im Keim zu ersticken. Zahlreiche oppositionelle Aktivisten sind verhaftet worden. Vor etwa einer Stunde hat die Polizei den Zugang zum Haus von Oppositionsführer Mir-Hossein Mussawi blockiert und seine Telefonleitungen lahmgelegt. Mussawi und seine Frau können schon seit gestern weder über ihre Mobiltelefone noch über den Festnetzanschluss telefonieren. Unter einer Art Hausarrest steht auch Mehdi Karubi, die zweite Galionsfigur der sogenannten grünen Bewegung. Er darf schon seit Tagen keine Besuche empfangen.

Mussawi und Karubi waren es, die für heute zu einer Kundgebung zur Unterstützung des ägyptischen und des tunesischen Volkes aufgerufen haben. Jetzt werden sie bestraft, und das obwohl sie eigentlich, wie die Regierung, den Umsturz in den arabischen Ländern befürworten.

Teheran begrüßt Ägypten-Umsturz

Das Regime in Teheran hat die Proteste in Kairo und Tunis geradezu bejubelt, sie als Erwachen des Islam gefeiert und sie mit der Revolution von 1979 im eigenen Land verglichen. Die grüne Bewegung aber sieht in den Unruhen einen Protest gegen die Verletzung der Menschenrechte, sie fühlt sich an ihre eigenen Massendemonstrationen im Juni 2009 erinnert, damals als tausende Menschen gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad demonstriert haben. Moussawi und Karroubi erhoffen sich einen Aufwind aus Ägypten. Experte Posch bezweifelt das. Er sagt, das reiche nicht. Ausschlaggebend sei vielmehr, wie das Regime mit den Protesten von 2009 umgehe.

Wie auch immer - Im Zentrum von Teheran ist die Polizeipräsenz deutlich verstärkt worden Das Regime ist sichtlich nervös. Und das ist immer gefährlich.