Warum Tunesier flüchten
"Freiheit kann man nicht essen"
Nach dem Sturz von Ex-Diktator Ben Ali versuchen nun tausende Tunesier, ihr Land zu verlassen. Sie vertrauen nicht mehr auf eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse und flüchten in Richtung Europa. Im Süden Tunesiens erscheint die Lage besonders ausweglos, denn dort gibt es keinen Tourismus.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 15.02.2011
Eine Reportage von Alexander Goebel
Endstation Kasserine
Tief im Süden Tunesiens liegt Kasserine, einer der vielleicht trostlosesten Orte des Landes. Kasserine hat nichts zu bieten: Jeder Zweite hat keine Arbeit, viele haben nicht genug zu essen. "Kein Wunder, dass hier die Revolution begonnen hat", sagen die Einheimischen. Frustrierte und gedemütigte Menschen protestierten gegen die Staatsmacht und bezahlten ihr Engagement mit dem Leben. Vor einem Monat ist Ex-Diktator Ben Ali aus Tunesien geflohen. Nun warten die Kasseriner ungeduldig auf einen Neuanfang. Viele von ihnen haben kein Vertrauen mehr: "Man hat uns zu viel Bla Bla erzählt, doch niemand hat bisher seine Versprechen gehalten", heißt es. Man habe zwar die Freiheit erkämpft, doch Freiheit könne man nicht essen.