Behörde will klarere Rechnungen
Atomstrom erkennen
Wer herausfinden will, ob und wie viel Atomstrom ein Stromversorger in Österreich importiert, der muss ganz genau auf seine Rechnung schauen. Denn die Angaben sind zum Teil verwirrend, sagt die zuständige Behörde E-Control - und kündigt Verbesserungen an.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.03.2011
Fußnote: 20 Prozent Atomstrom
Der importierte Atomstrom wird auf mancher Rechnung gut versteckt. So findet sich zum Beispiel auf der Rechnung der Energie Graz eine Aufstellung, aus welchen Energiequellen der Strom kommt, der sogenannte Versorger-Mix. Ganz oben auf der Liste stehen die Anteile für Wasserkraft, Windenergie und Biogas - und ganz unten auf der Liste ein für Laien unverständliches Kürzel: der sogenannte UCTE-Mix.
In einer deutlich kleiner geschriebenen Fußnote wird in der Rechnung erklärt, was das ist: nämlich ein importierter europäischer Strom-Mix, und der besteht zu fast einem Drittel aus Atomstrom. Unter dem Strich bedeutet das: Die Graz Energie liefert Strom, der zu knapp 20 Prozent aus Atomkraftwerken kommt - was man auf der Rechnung aber so explizit nicht erfährt, sondern sich durch genaues Hinsehen zusammenreimen muss.
Rechtlich in Ordnung
Walter Boltz von der zuständigen Behörde E-Control sagt, rein rechtlich sei das in Ordnung. Allerdings seien derartige Stromrechnungen verwirrend und wenig übersichtlich. Grundsätzlich würden zwar alle relevanten Informationen auf den Rechnungen stehen, "man muss aber zwei oder drei Mal lesen, bevor man die Zusammenhänge vernünftig versteht".
Behörde will mehr Übersicht für Kunden
Die E-Control will deswegen dafür sorgen, dass die Stromrechnungen in Zukunft für die Konsumenten transparenter werden. Möglich wird das durch ein neues Gesetz, das seit Anfang März in Kraft ist. Es erlaubt der E-Control, eine entsprechende Verordnung zu erlassen. Was sie auch tun wird, sagt der Chef der Behörde, Walter Boltz. Zu seinen Vorstellungen, wie der importierte Atomstrom für die Kunden klarer ersichtlich wird, sagt er: "Die Information, was dieser Mix enthält, gehört an die gleiche Stelle wie der Mix selber, also nicht in einer Fußnote." Überlegt werde auch, ob die Behörde von den Unternehmen eine grafische Information fordern soll. Das würde die Übersichtlichkeit erhöhen für Kunden, die sich nicht eine halbe Stunde mit ihrer Stromrechnung befassen wollen.
Regel gilt schon für Werbung
Die Stromrechnungen sollen also transparenter werden - für die Werbung der Stromfirmen gilt das jetzt schon: Seit Anfang März muss erstmals auf der Werbung drauf stehen, aus welchen Energiequellen der Strom stammt.