Sagt Notenbankchef Ben Bernanke

Trübe Aussichten für US-Wirtschaft

Der Chef der amerikanischen Notenbank Fed, Ben Bernanke, stellte sich gestern im Anschluss an eine Sitzung der Banker Journalistenfragen. Bernankes Aussagen über den Zustand der amerikanischen Wirtschaft waren ernüchternd: Das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt sich, der Arbeitsmarkt ist in schlechter Verfassung und die Inflation steigt.

Morgenjournal, 28.04.2011

"Bewölkt bis stark bewölkt"

Die Zeiten, als man zur Erläuterung der Aussagen von Notenbank-Legende Alan Greenspan am besten gleich das Orakel von Delphi befragen konnte, sind vorüber: Routiniert beantwortet Greenspans Nachfolger Bernanke gestern eine Stunde lang Journalistenfragen.

Freundlich, aber bestimmt teilt er mit, wie er und seine Kollegen in der Fed die aktuelle Lage beurteilen: Bewölkt bis stark bewölkt ist er, der Zustand der amerikanischen Wirtschaft, geht aus den Erklärungen Bernankes hervor.

Sieben Millionen Arbeitsplätze fehlen

"Noch immer haben wir sieben Millionen Arbeitsplätze weniger als vor der Krise", sagt Bernanke vor etwa 30 ausgewählten Reportern.

Die Tatsache, dass es eine leichte Erholung gibt solle uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Arbeitsmarkt in schlechter Verfassung sei, so Bernanke. Der Notenbankchef rechnet mit 8,7 statt erwarteter 8,8 Prozent Arbeitslosigkeit im laufenden Jahr.

Leitzinsen werden nicht erhöht

Die Leitzinsen werden in absehbarer Zeit nicht erhöht, berichtete der Notenbank-Chef weiter, denn wichtige Sektoren des amerikanischen Wirtschaftslebens seien noch immer nicht stark genug für einen selbsttragenden Aufschwung.

Schwacher Immobilienmarkt

Der Immobilienmarkt bleibt weiterhin sehr schwach, sagt Bernanke. Und mit ihm auch die Bauindustrie. Beides sind Komponenten, die unter normalen Umständen eine Erholung fördern würden. Aber es ist eben nicht so, und daher bleibt der Aufschwung gedämpft.

Hohe Inflation nur vorübergehend

Die gestiegene Inflation im Land sei nur vorübergehend und spiele daher in den Überlegungen der Fed bezüglich des Leitzinssatzes nur eine untergeordnete Rolle, so Bernanke. Vor allem die gestiegenen Rohölpreise hätten die Inflation steigen lassen, aber er rechne nicht mit einem dauerhaften Einfluss.

"Vielen Leuten geht es schlecht"

Der Kurzzeitausblick des obersten Notenbanker Amerikas bleibt im Grundton aber gedämpft. Die Zustände seien bei weitem nicht so wie wir uns das wünschen, sagt Bernanke. Das Zusammenspiel von hoher Arbeitslosigkeit, hohem Benzinpreis und hoher Zwangsdelogierungsrate sei eine furchtbare Kombination, vielen Leuten gehe es schlecht.

Dollar-Wert sinkt nach Bernankes Rede

Der Dollar verlor nach Bernankes Rede gegen die meisten Währungen der Welt an Wert. Der Euro kletterte noch während Bernankes Ausführungen auf den höchsten Stand seit Dezember 2009.