Verdacht der Steuerhinterziehung
Hausdurchsuchungswelle bei Grasser
Mehr als 60 Kriminalbeamte und Steuerfahnder durchsuchen derzeit in der Steuersache Karl-Heinz Grasser Wohnungen und Büros an insgesamt zehn Standorten, darunter im Wiener Penthouse in der Mariahilferstraße, in der Villa am Wörthersee und am Bauernhof in Kitzbühel. Grund ist der Verdacht der Steuerhinterziehung seit dem Jahr 2003.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.05.2011
Durchsuchung an allen Adressen
Böses Erwachen für Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser: Kurz vor neun Uhr früh stellen sich Steuerfahnder und Kriminalbeamte in allen Domizilen des ehemaligen Finanzministers in Wien, Tirol und Kärnten ein, ebenso bei seinen Firmenadressen und bei Grassers Steuerberater. Bei den Hausdurchsuchungen geht es allerdings nicht um die Buwog-Affäre, sondern um das Finanzstrafverfahren gegen Grasser.
"Liechtenstein, Virgin Islands, Zypern"
Es besteht der Verdacht, dass Grasser gemeinsam mit seinem Steuerberater seit dem Jahr 2003 Abgaben hinterzogen hat, sagt Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien: "Es steht im Raum, dass Magister Grasser ihm zugeflossene Honorarzahlungen über Gesellschaften in Liechtenstein, den Virgin Islands und Zypern geleitet hat, um sie der österreichischen Besteuerung zu entziehen."
Drei Millionen von MIP
Wie berichtet, hat Grasser im In- und Ausland ein verwirrendes Stiftungs- und Firmengeflecht aufgezogen. "Nur um die Privatsphäre seiner Familie zu schützen", so Grassers Beteuerung kurz nachdem die komplizierte Finanzkonstruktion Anfang des Jahres bekannt geworden ist. Grasser soll hier zumindest drei Millionen Euro aus seinen Einnahmen als Manager bei Meinl International Power (MIP) angelegt haben.
Alter Verdacht
Über die Stiftungskonstruktion hatte Grasser seine Villa am Wörthersee und das Penthouse in Wien finanziert. Steuerexperten waren schon damals skeptisch, und äußerten den Verdacht, dass Gesellschaften in Steueroasen und Briefkastenfirmen vor allem dazu dienen, die Herkunft von Geld zu verschleiern und dadurch Steuerzahlungen zu vermeiden.
Nur Teile offengelegt
Grasser hat seit Bekanntwerden der Steueraffäre stets versichert, er habe seine Firmenkonstruktion nur auf Anraten seines Steuerberaters gestaltet und 2009 alles beim Finanzamt offengelegt. Doch die Ermittlungen der Steuerbehörden dürften nun zu einem anderen Schluss geführt haben, nämlich dass Grasser dem Finanzamt nur einen Teil seiner Stiftungs- und Gesellschaftskonstruktion offengelegt hat, um eine Bestätigung steuerlicher Unbedenklichkeit zu erreichen.
Geld- oder Haftstrafen drohen
Grasser selbst ist erst Anfang des Monats von den Finanzbehörden zu seiner Steueraffäre einvernommen worden. Nun folgten die Hausdurchsuchungen. Ebenfalls von den Hausdurchsuchungen betroffen ist der Steuerberater des Ex-Finanzministers. Grassers Anwalt Manfred Ainedter war vorerst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, er ist derzeit bei den Hausdurchsuchungen in Wien dabei. Sollte sich der Verdacht der Ermittler bestätigen, droht Grasser arges Ungemach. Denn je nach Höhe der hinterzogenen Steuersumme drohen saftige Geld- und Haftstrafen.