Problem Jugendarbeitslosigkeit

Sanierungs-Musterland Schweden

Schweden war Anfang der 1990er-Jahre fast bankrott, ist mittlerweile aber zum wirtschaftlichen Musterschüler Europas geworden. Das schwedische Rezept: Privatisierungen, Forschungsinvestitionen und hohe Steuern. Mehr als ein Schönheitsfehler ist allerdings die hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen.

Morgenjournal, 31.05.2011

Starkes Wachstum, wenig Schulden

Die schwedische Wirtschaft ist 2010 um fünfeinhalb Prozent gewachsen, so stark wie sonst nirgends in der EU. In Österreich lag das Wirtschaftswachstum 2010 bei zwei Prozent. Der Schuldenstand Schwedens wird demnächst mit 27 Prozent der Wirtschaftsleistung den tiefsten Stand seit über 30 Jahren erreichen. Zum Vergleich: In Österreich beträgt die Staatsverschuldung 72 Prozent der Wirtschaftsleistung, Tendenz steigend.

Sanierungskurs nach Immo-Krise

Das Neun-Millionen-Einwohner-Land Schweden war wirtschaftlich aber nicht immer so stark. Anfang der 1990er Jahre geriet das Land in eine schwere Immobilienkrise - der Ausweg aus der Misere war für die Bevölkerung schmerzlich: Sozialausgaben wurden gekürzt, die Steuern wurden angehoben. Mittlerweile ist die Abgabenquote mit 45 Prozent die höchste in der EU. Die schwedische Bevölkerung habe diesen harten Sanierungskurs aber mitgetragen, sagt Peter Sedlmayer, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Schweden. "Natürlich hat man sich beschwert, dass die Steuern zu hoch sind, aber im Endeffekt schaut man aufs eigene Land und unterstützt es auch. Und die Schweden sind von ihrem System total überzeugt."

Billige Schwedenkrone

Zudem wurden im großen Stil Staatsanteile verkauft, etwa an der Großbank Nordea oder am Telekomkonzern Telia-Sonera. Diese Privatisierungen haben viel Geld in die Staatskasse gespült. Zur Wettbewerbsfähigkeit schwedischer Unternehmen trägt die hohe staatliche Innovationsförderung bei - in Schweden fließen 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung, in Österreich sind es etwa 2,7 Prozent. Dass Schweden kein Mitglied der Eurozone ist, habe der exportorientierten schwedischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren genützt, sagt Sedlmayer. Denn der Kurs der schwedischen Krone ist relativ niedrig, das macht schwedische Produkte im Ausland billiger.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

Probleme hat das Musterland Schweden auf dem Arbeitsmarkt, genauer gesagt mit der Jugendarbeitslosigkeit: Während diese in Österreich bei rund neun Prozent liegt, sind in Schweden 25 Prozent der Jugendlichen arbeitslos. Wirtschaftsdelegierter Sedlmayer nennt als Ursache, dass die Berufseinsteiger oft keine gute Fachausbildung hätten. Außerdem gebe es das Prinzip "Last hire - first fire". Das heißt, dass die zuletzt Angestellten, und das sind meistens die Jungen, im Fall eines Personalabbaus auch als erste gehen müssen. Dazu komme noch die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Einwanderern. Die schwedische Regierung tue noch zu wenig, um dieses Problem in den Griff zu bekommen, sagt Sedlmayer.