Rotes Kreuz sorgt sich um Spendenfreudigkeit

Debatte über "Blutverschwendung"

Österreichs Spitäler sind zu freigiebig mit Bluttransfusionen, sagt die "Plattform Patientensicherheit", ein Netzwerk von Gesundheitsexpertinnen- und experten. Die Zahl der Transfusionen liege weit über dem internationalen Durchschnitt. Das Österreichische Rote Kreuz warnt hingegen davor mit solchen Darstellungen Blutspender quasi zu verschrecken.

Mittagsjournal, 08.06.2011

Bessere Planung, Weniger Transfusionen

Bluttransfusionen würden in Österreichs Spitälern zu oft vorgenommen, das sei zu teuer und zu riskant, kritisiert die Plattform Patientensicherheit. Bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr würde das kosten, und dabei könnte es mit einem von der Plattform vorgeschlagenen "Patient Blood Management" stark reduziert werden. Dazu gehört vor allem eine bessere Vorbereitung von Operationen, die sicherstellen soll, dass Patienten nicht anämisch, also blutarm in den Eingriff gehen. Schon alleine dadurch würde ein Großteil der Transfusionen unnötig, meinen die Experten. Dazu müssten niedergelassene und Spitalsärzte am Patienten besser zusammenarbeiten.

Sparpotenzial unklar

Und die Plattform Patientensicherheit zitiert eine Studie, aus der hervorgeht, dass nur fünf bis zehn Prozent der heute transfundierten chirurgischen Patienten wirklich eine Transfusion bräuchten. Heute, am Rande der Präsentation dieser und anderer Zahlen, schränkt Plattform- Obfrau Brigitte Ettl, ärztliche Direktorin am Krankenhaus Wien-Hietzing allerdings ein, sie wolle sich auf diese Prozentzahl nicht festlegen. Das sei eine Symbolzahl und stehe dafür, dass ein gewisser Prozentsatz einzusparen sei.

Spender zweifeln

Das Rote Kreuz warnt im Gegensatz dazu bei einer Pressekonferenz vor übertriebenen Darstellungen. Zuletzt war ein Rechnungshofbericht angebliche Verschwendung von Blutkonserven im Wiener AKH bekannt geworden. Rot-Kreuz Generalsekretär Werner Kerschbaum zeigt sich besorgt. Spendenwillige würden anfragen, ob ihr Blut überhaupt benötigt würde. Tendenziell sei die Spendenfreudigkeit rückläufig.

Ältere brauchen mehr Blut

Das Rote Kreuz sei durchaus für Sparsamkeit beim Umgang mit dem kostbaren Gut Blut. Aber allen Sparmaßnahmen zum Trotz werde der Bedarf an Blutkonserven in den nächsten Jahren steigen - weil eine älter werdende Bevölkerung auch mehr Blutkonserven brauche. Im Gegenzug drohe jedoch ein Rückgang an jungen Blutspendern. Das Rote Kreuz will daher durch Kampagnen und aktives Ansprechen die Zahl der Blutspender anheben oder zumindest konstant halten.