Pläne für Abzug in Rede an die Nation

Obama will raus aus Afghanistan

Mittwochabend wird der Präsident der USA, Barack Obama, in einer Rede an die Nation mitteilen, wann wie viele US-Truppen aus Afghanistan abgezogen werden. Die Ausschaltung von Osama bin Laden hat auch im Kongress Stimmen laut werden lassen, die Truppen rascher als geplant heimzuholen. Obama wird diese Forderungen in seiner Rede beantworten.

Mittagsjournal, 22.6.2011

Teurer Afghanistaneinsatz

Rund 100.000 Soldaten haben die USA derzeit in Afghanistan stationiert. Jedes Jahr kostet der Krieg am Hindukusch rund 120 Milliarden Dollar. Geld, das die rezessionsgeplanten USA sehr gut zu Hause verwenden könnte.

Abzug für Juli versprochen

Als die Gewalt in Afghanistan im Herbst 2009 überhandzunehmen drohte, verstärkte Präsident Barack Obama das US-Kontingent noch einmal um rund 30.000 Mann. Obama versprach gleichzeitig, dass ab Juli 2011 der Rückzug angetreten werde.

Mit seiner heutigen Rede wolle der Präsident sein Versprechen einlösen, sagt sein Sprecher Jay Carney.

30.000 Soldaten bis Ende 2012

Wie viele Soldaten zu welchem Zeitpunkt abgezogen werden sollen, das wissen nur der Präsident und ein kleiner Stab seiner Militärberater.

Im Kongress macht unter den Abgeordneten aber schon eine konkrete Zahl die Runde: Bis Ende 2012 sollen alle 30.000 Mann, die vor zwei Jahren als Verstärkung geschickt worden waren, wieder zu Hause sein.

Obama überstimmt Verteidigungsminister

Einer, der sich zuletzt für eine längere und stärkere Truppenpräsenz in Afghanistan ausgesprochen hatte, ist der scheidende Verteidigungsminister Robert Gates. Er wurde offenbar von Obama überstimmt.

Es gebe Bedenken seitens der amerikanischen Bevölkerung, meint Gates, die nach zehn Jahren des Kampfes einfach kriegsmüde geworden sind. Das müsse der Präsident ganz offensichtlich auch berücksichtigen, wenn es um seine Entscheidung in Afghanistan geht, so Gates.

"Taliban schwächen, nicht besiegen"

Präsidentensprecher Jay Carney machte klar, worum es den USA in Afghanistan jedenfalls nicht ginge: "Es geht nicht darum, die Taliban zu besiegen", sagt Carney.

Es gehe darum, deren Dynamik zu schwächen, deren Erfolge einzuschränken. Das sei auch gelungen, meint der Präsidentensprecher.

18 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe

Republikanische Abgeordnete stören sich auch an der Entwicklungshilfe, die die USA Afghanistan zukommen lassen. In zehn Jahren haben die Vereinigten Staaten 18 Milliarden US-Dollar auf diesem Weg nach Afghanistan geschickt. Dieses Geld brauche man dringender Zu Hause, argumentierten die Republikaner.

Zum Vergleich: Die US-Streitkräfte geben im Jahr 22 Milliarden Dollar alleine zur Bekämpfung von Rost an ihren Schiffen, Flugzeugen und anderem Kriegsgerät aus.