Bisher wenig Unterstützung für Opfer

Fukushima: Streit um Entschädigung

Drei Monate nach der Tsunami- und Atomkatastrophe in Japan wird über die Kompensation der Opfer gestritten. Die japanische Regierung will einen Entschädigungsfonds einrichten. Die bisher geleisteten finanziellen Hilfen und Kompensationszahlungen sind äußerst mickrig.

Mittagsjournal, 24.06.2011

Wiederaufbau noch nicht begonnen

Die Wunden der großen Welle. Sie sind entlang Japans nördlicher Küste genauso frisch wie vor drei Monaten. Ein zerstörtes Dorf nach dem anderen, ganze Städte sind ausgelöscht. Und das entlang von hunderten Kilometern.

Von Wiederaufbau keine Spur, noch ist man damit beschäftigt den Schutt wegzuräumen.

90.000 Menschen noch in Notunterkünften

Mehr als 90.000 Menschen leben noch in Notlagern, die man unmittelbar nach der Katastrophe eingerichtet hat. In Schulen, Gemeindeämtern, in Sporthallen. Eine davon ist Frau Endo. Sie haust in einer Schulklasse, auf Matten am Boden. Mit Dutzenden anderen Familien. Aus Pappkartons hat man notdürftig kleine Trennwände aufgestellt.

Frau Endo lebt dort schon seit drei Monaten: "Wir bekommen genug zu essen, aber ich habe keine Privatsphäre. Es wird zunehmend unerträglich, ich bin gestresst." Drei Mal hat sie sich schon für eines der Behelfshäuser angemeldet, aber ihr Name wurde nie gezogen.

Wenig finanzielle Unterstützung für Opfer

Die Containerhäuser, die man jetzt am Rande der zerstörten Städte aufstellt, werden verlost. Denn noch immer gibt es nicht genügend für alle, die sie brauchen.

Würde Frau Endo ihr zerstörtes Haus wieder aufbauen, dann würde sie von der Regierung derzeit umgerechnet gerade einmal 26.000 Euro an Zuschuss bekommen.

Bauern fürchten um Lebensgrundlage

Auch Herr Yamada macht sich Sorgen um seine Zukunft. Sein Bauernhof liegt im Landesinneren. Alles scheint hier so wie immer.

Doch von seinem Dorf sind es nur 30 Kilometer bis zum harvarierten Atommeiler in Fukushima. Im Boden hat sich Cäsium angereichert. Die hochgerechnet Strahlendosis pro Jahr überschreitet den international gängigen Richtwert um ein Vielfaches. Das ganze Dorf wird jetzt evakuiert.

Herr Yamada glaubt nicht daran, dass man auf diesem Land jemals wieder etwas anbauen darf. Er fordert von der Regierung, dass sie den Bauern wo anders Felder zuteilt: "Ich will Bauer bleiben, das ist mein Leben.“

Opferfonds in Höhe von 40 Milliarden

Tepco, der Kraftwerksbetreiber von Fukushima, hat den Familien bisher nur rund 9.000 Euro an Entschädigung angeboten.

Japans Regierung will jetzt aber einen Fonds für die Opfer von Fukushima einrichten, der mit gut 40 Milliarden Euro gefüllt werden soll. Auch das dürfte bei weitem nicht ausreichen.

Wirtschaft fürchtet Steuererhöhung

Wirtschaftsexperten in Tokyo wie Tetsuro Sugiura warnen vor den negativen Auswirkungen der Katastrophe für Japans ohnehin schwächelnde Wirtschaft.

Man könne noch überhaupt nicht abschätzen, was uns das Tsunami-Desaster und vor allem die Katastrophe von Fukushima wirklich kosten wird, meint Sugiura. Er befürchtet, dass die Regierung die Steuern erhöht, um das alles zu finanzieren. zu können.

"Wegen der Stromknappheit werden auch die Strompreise steigen. Das alles könnte unser Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen", meint Sugiura.

Wird in Japan derzeit vor allem über die ökonomischen Folgen der Katastrophe diskutiert, so kommt eine Debatte auf jeden Fall zu kurz. Nämlich die über die psychischen Folgen mit denen die Opfer zu kämpfen haben. Und das wohl für lange Zeit.