Sondersitzung des Parlaments

Abhöraffäre: Fragen an Cameron

Nach der Anhörung von Rupert Murdoch und seinem Sohn James hat das britische Parlament wieder die Abhöraffäre auf der Tagesordnung. Premierminister David Cameron, der sehr gute Kontakte zur "News of the World"-Chefredaktion hatte, beordert die Parlamentarier zu einer Sondersitzung.

Morgenjournal, 20.07.2011

"Um Fragen zu beantworten"

Auch wenn er das gerne täte – den Abhörskandal kann Premierminister David Cameron nicht einfach so in die Ferien schicken, also muss die Sommerpause des Parlaments um einen Tag verschoben und eine Sondersitzung abgehalten werden. Der Premierminister kündigte dies während seiner heftig kritisierten Afrika Reise an: "Es ist angebracht, das Parlament zu einer Sitzung zu versammeln, damit ich das Haus über die juristische Untersuchung informieren und weitere Fragen, die auftauchen, beantworten kann."

Wo ist der Unterschied?

Während seiner Abwesenheit sind in Großbritannien eine Menge neuer Fragen aufgetaucht, unter anderem: Warum ist Cameron, der den Ex-"News of the World"-Chefredakteur Andy Coulson als Pressesprecher engagiert hatte, noch im Amt, wo doch der Londoner Polizeichef Paul Stephenson und Anti-Terror-Chef John Yates Anfang der Woche den Hut nahmen, eben weil sie zu enge Kontakte zu führenden Journalisten des Klatschblattes pflegten? Mittlerweile ist bekannt, dass sich Camerons Pressesprecher Coulson PR-Ratschläge von Neil Wallis, einem ehemaligen führenden Kollegen von "News of the World" holte, der in Abhöraktivitäten verstrickt sein soll. Wallis arbeitete auch für Scotland Yard.

Um Distanz bemüht

Die beiden Fälle seien anders gelagert, sagte der Premierminister, die Regierung habe entschlossen gehandelt: "Wir haben eine juristische Untersuchung eingeleitet, die sich mit allen Aspekten beschäftigt, wir haben eine große polizeiliche Untersuchung eingeleitet und wir waren völlig transparent was unsere Medienkontakte angeht."

Egal wie sehr sich der Premierminister bemüht, zwischen den Abhörskandal-Verdächtigen von "News of the World" und der Downing Street Distanz zu bringen - der Skandal ist weiterhin vor seiner Haustüre, und je länger er dort bleibt, desto schwerer wird es für Cameron diese Krise zu bewältigen. Es könnte ein heißer Sommer für den Premierminister werden.

Rasierschaum auf Murdoch

Rupert Murdoch und sein Sohn James haben am Dienstag einen beispiellosen Auftritt vor dem parlamentarischen Medienausschuss absolviert. Sie wollen nicht gewusst haben, dass sich ihre Zeitung "News of the World" intime Details von Stars, Politikern, Verbrechensopfern und Soldatenfamilien durch das Abhören ihrer Telefone beschafft haben soll. Sie haben sich für die schweren Vergehen entschuldigt, es aber abgelehnt, persönliche Verantwortung zu übernehmen. Rupert Murdoch wurde mit Fragen und am Schluss auch noch mit Rasierschaum bombardiert, der 80jährige wirkte nach der dreistündigen Sitzung sichtlich mitgenommen.

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