Schuldenmanagement "eine einzige Krise"
Experte: Politik vertreibt die Anleger
Miserables Schuldenmanagement durch die USA und schwere Fehler in der Griechenlandkrise seien die Wurzeln der aktuellen Börsen-Talfahrt, sagt der Chef-Volkswirt der Bank Austria, Stefan Bruckbauer. Die Verunsicherung treibe die Anleger in Franken und Gold. Seiner Ansicht nach liegt es an der Politik, über ihren Schatten zu springen und die Lage zu stabilisieren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 05.08.2011
Der Chef-Volkswirt der Bank Austria, Stefan Bruckbauer, im Gespräch mit Christian Williwald
Missmanagement und schwere Fehler
Als endgültigen Auslöser für den Kurssturz nennt Bruckbauer, dass die Märkte nun sicher sind, dass die Konjunktur fast in allen Ländern der Welt im zweiten Halbjahr deutlich schwächer sein wird. Das habe das Fass zum überlaufen gebracht, das in den vergangenen Wochen angefüllt worden sei durch "sehr unglückliches Management" der Schuldensituation diverser Staaten. Konkret nennt Bruckbauer die USA und Europa, das ohnehin von der Organisation her "eine einzige Krise" sei. Ein schwerer Fehler sei es auch gewesen, im Fall Griechenlands die Anleger auch einen Beitrag leisten zu lassen. Das habe Investoren endgültig in sichere Werte getrieben wie in den Schweizer Franken und Gold.
Politik muss Lage stabilisieren
Als berechtigt betrachtet der Ökonom die Kritik an kurzfristig orientierten Spekulanten. Das beschleunige den Weg nach unten. Aber auch "biedere" langfristige Investoren seien verunsichert, weil es in den letzten 40 bis 50 Jahren noch nie so einen hohen Schuldenstand in den westlichen Ländern gegeben habe, dazu komme noch das miserable Management. Daher sei es auch berechtigt, die Politik zu kritisieren. Denn die habe es letztlich in der Hand, die Lage zu stabilisieren.
Harte Zeiten für die Wirtschaft
Bruckbauer hofft, dass die Politik über ihren Schatten springen und weiter gehende Schritte unternehmen kann als bisher. Dennoch werde sich die Lage nicht so rasch bessern. Die Börse werde sich beruhigen, aber für die "echte Wirtschaft" werde es in den nächsten Monaten und Jahren härter. Denn die hohen Schulden würden einen Sparkurs erzwingen, betont der Volkswirt. Anlegern sowie Inhabern von Fremdwährungskrediten rät Bruckbauer von überstürzten Aktionen ab und empfiehlt das Gespräch mit dem Bankbetreuer.