Wieder Debatte über Krisenfonds

EZB-Strategie verunsichert Börsen

Ein Auslöser der Talfahrt an den Börsen war die Entscheidung der europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, im Kampf gegen die europäische Schulden-Epidemie wieder Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen. Das hat die Unsicherheiten an den Finanzmärkten über die Bewältigung der Schuldenkrise verstärkt.

Mittagsjournal, 05.08.2011

Ernst Kernmayer analysiert im Gespräch mit Christian Williwald

EZB kauft wieder Risikoanleihen

Die Entscheidung im EZB-Rat sei mit großer Mehrheit, aber nicht einstimmig gefallen, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Den Leitzins beließ die EZB wie erwartet bei 1,5 Prozent. Der EZB-Rat beschloss den Kauf weiterer Staatsanleihen, nachdem die Schuldenländer Spanien und vor allem Italien in den Fokus geraten waren. Die beiden Länder mussten in den vergangenen Tagen dramatisch hohe Risikoaufschläge für ihre Staatsanleihen zahlen. Die Zentralbank hatte in der Vergangenheit bereits massenhaft griechische, irische und portugiesische Staatspapiere gekauft. In den letzten Monaten ruhte der Aufkauf. Die Notenbank sitzt bereits auf Staatsanleihen im Gesamtwert von 74 Milliarden Euro.

Neue Debatte über Krisenfonds

Zugleich ist die Diskussion um den Euro-Krisenfonds neu aufgeflammt. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso schlägt vor, den inzwischen 440 Milliarden Euro schweren Krisenfonds EFSF weiter aufzustocken. In einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Staaten forderte Barroso die Regierungen zu einer "raschen Überprüfung aller Elemente des EFSF" auf: Die Regierungen müssten sicherstellen, dass der Fonds "über die Mittel verfügt, um Ansteckungsgefahren zu bekämpfen". Eine Sprecherin Barrosos sagte dazu, mit "allen Elementen" sei auch die Finanzausstattung des bisher über ein Volumen von 440 Milliarden Euro verfügenden Krisenfonds gemeint. Keine Gegenliebe fand der Vorstoß in Berlin: Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wies die Idee Barrosos zurück und warnte davor, eine Debatte aus der Zeit vor dem Krisengipfel neu zu beleben.