Risiko wurde belohnt
Erfolgreiche Saison in Bregenz
Die Bregenzer Festspiele haben trotz hohen Risikos die Saison erfolgreich abgeschlossen: Risiko Nummer eins war und ist das Wetter. Risiko Nummer zwei war die Inszenierung der Revolutionsoper "André Chénier" von Umberto Giordano - da ist das Publikum weitgehend mitgegangen.
26. April 2017, 12:23
Mittagsjournal, 19.08.2011
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Wenn die Bregenzer Festspiele 2011 am Sonntag, 21. August 2011 zu Ende gehen, werden das Festival voraussichtlich 165.000 Gäste (2010: 195.000) besucht haben. Festspielpräsident Günter Rhomberg, Intendant David Pountney und der kaufmännische Direktor Michael Diem zeigten sich bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag, 19. August 2011 trotz des verregneten Sommers mit der Saison zufrieden. Weil das nasse Wetter aber Auslastung kostete, werde man 2012 "hie und da den Gürtel enger schnallen müssen", so Diem.
Das Spiel auf dem See, Umberto Giordanos "Andre Chenier", wird nach der Hochrechnung der Verantwortlichen heuer 121.445 Besucher (inklusive Generalprobe und "crossculture night") erzielen - drei Vorstellungen stehen noch auf dem Spielplan. Das entspreche einer Auslastung von 75 Prozent. Angesichts des Wetters könne man fast von Glück sprechen, dass es nur zwei Regenabsagen gab. Im ebenfalls regnerischen Vorjahr hatte "Aida" auf dem See eine Auslastung von 85 Prozent erreicht. Mit 3.539 Besuchern war die heurige Hausoper, das Auftragswerk "Achterbahn" von Judith Weir, ein Erfolg. Die Auslastung betrug 89 Prozent.
Künstlerischer Kern "gestärkt"
"Dass wir heuer keinen Publikumsrekord erzielen werden, war von Anfang an klar", sagte Festspielpräsident Rhomberg. Man habe sich bewusst für ein weniger bekanntes Werk auf der Seebühne und für ein neues im Haus entschieden. Für ihn habe sich damit das Spiel auf dem See als künstlerischer Kern "wieder gestärkt gezeigt". Dieses künstlerische Risiko einzugehen, habe man sich leisten können, weil man seit "West Side Story" Reserven gebildet habe.
Nächstes Jahr gelte es, "eine große Welle" zu durchschreiten, so Rhomberg in Hinblick auf die Wiederaufnahme von "Chenier" und einer neuerlichen Uraufführung im Haus. Zumal die Besucher immer besser über das Wetter Bescheid wüssten und immer kurzfristiger buchten. "Alles, was nicht vor der Saison verkauft ist, ist sehr fragil", so Rhomberg über die Unwägbarkeiten. "Chenier" sei jedoch die beste Produktion in der Ära Pountney und erstklassig rezipiert, möglicherweise erziele sie 2012 sogar ein besseres Ergebnis als heuer.
Wetter verdarb Festspiellaune
Diem erklärte, man habe das Budget bereits im Frühjahr 2011 einnahmenseitig um zehn Prozent angepasst und plangemäß 20 Prozent mehr in das Marketing investiert. "Alles, was in unserem Einflussbereich lag, lief gut", bilanzierte Diem. Dennoch: Bei kühlen zehn Grad und Regenwetter sei keine rechte Festspiellaune aufgekommen. "Uns gingen sicher zehn Prozent Auslastung durch das Wetter verloren, was uns schon einen massiven Strich durch die Rechnung macht", so der Direktor.
Daher werde man nach dem Kassensturz die Saison genau analysieren, "hie und da den Gürtel enger schnallen müssen" und sich "gut anschauen, was wir 2012 machen". "Kunst aus der Zeit" werde sicher weitergeführt, man werde sehen, in welchem Umfang. Ebenso werde man sich auch andere Produktionen hinsichtlich Einsparungen anschauen. "Wir sind für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld", betonte Diem.
Pountneys Bilanz
"Die Bregenzer Festspiele sind wie ein großes Pferd. Man kann nur darauf sitzen oder es reiten. Wir haben uns dafür entschieden, es zu reiten. Die Kraft der Bregenzer Festspiele hinter eine außergewöhnliche Idee zu setzen und durch zu tragen, hat sehr gut funktioniert. Chenier ist eine perfekte Seebühnenoper", zog Intendant Pountney Bilanz. Immerhin habe "Chenier" umgerechnet 70 volle Wiener Staatsopern erreicht, "das schafft sonst niemand", betonte er. Höhepunkte seien für ihn die Konzerte des Hallé-Orchesters und das Programm von "Kunst aus der Zeit" gewesen.