Antrittsalter soll rascher steigen

Experten drängen auf Pensionsreformen

Mehr Tempo bei der Pensionsreform hat zuletzt IHS-Chef Bernhard Felderer gefordert. Handlungsbedarf sehen andere Experten ebenfalls, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Einig sind sie, dass das Pensionsantrittsalter rascher steigen muss als geplant.

Mittagsjournal, 27.8.2011

Eva Haslinger

Marin: Übergangsfristen zu lang

Zur Jahrtausendwende war Österreich in Sachen Pensionsantrittsalter ein bis zwei Jahre unter dem OECD-Schnitt, so Pensionsexperte Bernd Marin. Jetzt sei man aber vier bis fünf Jahre zurückgefallen, anstatt die Lage zu verbessern. "Das Tempo stimmt überhaupt nicht, das faktische Pensionsalter hat sich auch durch die Reformen nach 2000 überhaupt nicht verändert." Marin fordert mehr Tempo, die Übergangsfristen seien im Vergleich zu anderen Ländern "unglaublich" lang - etwa 40 Jahre bei der Angleichung Männer - Frauen.

Gang in Pension erschweren

Mehr Tempo bei Reformen fordert auch Thomas Url, Pensionsexperte im Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Die Erwerbsquote der älteren Arbeitnehmer sei im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. "Es besteht dringender Bedarf, das tatsächliche Antrittsalter anzuheben." Das Ziel der Politik, das faktische Antrittsalter alle 10 Jahre um ein Jahr anzuheben, ist für Url zu wenig ambitioniert, denn es werde den Finanzbedarf weiter erhöhen.

Es müsse schwieriger werden, vorzeitig in Pension zu gehen, verlangt der WIFO-Experte. Die Übergangsfristen sollten verkürzt werden, damit die Abschläge stärker wirksam werden. Außerdem sollte die Hacklerregelung nicht mehr verlängert werden.

Bei psychischen Problemen anders helfen

Gelassener betrachtet Bernhard Schwarz die Lage, er ist Leiter der Pensionsreformkommission, die die Regierung in diesem Bereich berät. Er sagt, er halte nichts von Weltuntergangsankündigungen. Dass das Pensionsantrittsalter in die Höhe gehen muss, diesen Befund teilt Schwarz allerdings. Ansetzen würde er vor allem bei der Invaliditätspension wegen Burn-out und generell psychischen Gründen. "Da müsste etwas geschehen." Menschen mit psychischen Problemen am Arbeitsplatz müsse man auf andere Weise helfen als sie mit 50 in Pension zu schicken."

Sonst abwarten

Wenn es um die Frage der Finanzierung der Pensionen geht, sei vor allem wichtig, wie die Situation am Arbeitsmarkt ist, sagt Schwarz. Denn die Finanzierung der Pensionen hänge wesentlich davon ab, wie viele Leute in Beschäftigung sind und Beiträge zahlen. Zudem müsse man jetzt einmal abwarten, wie sich die bereits beschlossenen Maßnahmen auswirken, so Pensionsexperte Bernhard Schwarz.